Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche
Adresse: Martin-Luther-Platz 2a, 01099 Dresden
Gebäude: Martin-Luther-Kirche Dresden/Neustadt, Evangelisch-Lutherische Kirche
Orgelbauer: | Jehmlich, Carl Eduard, Dresden, op.82 (II/33)
1937 Erweiterungsumbau durch Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil) + Söhne (Otto & Rudolf), Dresden, op.504 (III/51+2 Transmissionen), Entstehung des Freipfeifenprospekts. 1971-1975 Umbau und Erweiterungsbau durch VEB Jehmlich Orgelbau Dresden (III/57+2 Transmissionen). 2010-2011 Restaurierung durch Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH (III/57+3 Transmissionen). |
Baujahr: | 1887 |
Geschichte der Orgel: | Um 1870 war die Zahl der Gemeindeglieder in der Dresdner Neustadt so angestiegen, daß die Martin-Luther-Gemeinde aus der Dreikönigskirchgemeinde ausgepfarrt wurde und ein neues Kirchgebäude benötigt wurde. Ein Architekturwettbewerb wurde ausgeschrieben. 35 Architekten aus dem In- und Ausland sandten Entwürfe ein. Den Zuschlag erhielt das Architekturbüro der Bauräte Ernst Giese und Paul Weidner. Am 10. November 1887, nach nur vier Jahren Bauzeit, fand die festliche Kirchweihe statt.
1884, der Bau der Kirche hatte bereits begonnen, wurde eine Orgel-Submission durchgeführt. Folgende Orgelbaufirmen nahmen teil: W. Sauer, H. Eule, R. Kreutzbach und C. E. Jehmlich. Den Orgelauftrag erhielt Carl Eduard Jehmlich und Söhne, Dresden. Am 15. Dezember 1887 erfolgte die Prüfung und Abnahme der Orgel durch Carl August Fischer, Organist der Dreikönigskirche und Prof. Dr. Hermann Langner aus Leipzig. In den Folgejahren nahm man aufgrund der Größe des Kirchenraumes verschiedene Erweiterungen der Orgel vor. 1902 wird auf Anregung des Organisten Otto Hörnig (1897-1924) ein 3. Manual als Schwellwerk mit pneumatischer Kegellade erstellt. 1917 mussten 67 Prospektpfeifen aus Zinn an die Kriegswirtschaft abgegeben werden. Sie wurden durch Zinkpfeifen ersetzt. 1920 wurde eine elektrische Gebläse Anlage eingebaut. Seit 1929 gab es zunehmend technische Störungen an der Orgel. „Als Ursache bezeichnet Fa. Jehmlich den nachträglichen Einbau des pneumatischen Manuals mit seiner Jalousieschweller-Anlage sowie die auf engen Raum gedrängten und komplizierten mechanischen und pneumatischen Einrichtungen der 1905 angefügten Pedalkoppeln des II. und III. Manuals. So bringt Kantor Richard Fricke (1918-1945) den Umbau der Orgel in Gang. Er wird 1937, im Jubiläumsjahr der Kirche, nach Vorschlägen von Dr. Ernst Schnorr von Carolsfeld, Organist der Dreikönigskirche, und Kantor Gerhard Paulik, Johanneskirche, von der Fa. Jehmlich vorgenommen. Die Registerzahl wird auf 51+2 Tranmisionen erweitert, ebenfalls der Pedalumfang. Erhalten bleiben die soliden Schleifwindladen aus dem Jahre 1887 für I. und II. Manual und Pedal, jedoch wird das gesamte Werk jetzt mit elektrischer Traktur und Registratur versehen. Sie gestattet es, den Spieltisch freistehend und fahrbar zu gestalten. …Die Rückversetzung der Orgel um 1,80 m erfordert auch eine Umgestaltung des Gehäuses. Unter Verwendung des alten Unterbaues wird das Gesicht der Orgel in einen Freipfeifenprospekt verändert…Zwischen 1968 und 1972 können auf Initiative von Kantor Karl Frotscher (seit 1964) 7 neue Zungenstimmen und eine Cantus-firmus-Lade für das Kleinpedal mit gesondertem Tremulanten eingebaut werden. Das III. Manual erhält ein eigenes Zwischengebläse. Windstößigkeit wird durch den Einbau von Ausgleichsbälgen beseitigt. Nach der Prüfung und Abnahme durch Kirchenmusikdirektor Hans-Heinrich Albrecht kann die erneuerte Orgel im ‚Festlichen Konzert‘ am Erntedanktag, dem 1. Oktober 1972, geweiht werden.“ Karl Frotscher In den Jahren 2010-2011 erfolgte eine Restaurierung der Orgel durch den Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH. Ein neuer Spieltisch wurde installiert mit einer modernen Setzer Anlage mit 30.000 Speicherplätzen. Der Tonumfang der Manuale wurde um 4 Töne bis a³ erweitert und die Windanlage komplett erneuert. Ein originales Register von 1902, die Oboe 8‘ aus dem Schwellwerk, wurde in der Christuskirche in Dresden Strehlen aufgefunden und konnte restauriert wieder eingebaut werden. Eine Besonderheit der Orgel ist die 2012 eingebaute Winddrossel, die bei zeitgenössischer Musik und Improvisationen interessante Klangeffekte erzeugt. |
Gehäuse: | Das Gehäuse wurde 1887 von Tischlermeister Leuthold nach Vorlagen der Architekten Giese & Weidner gefertigt. Seit 1937, mit dem Erweiterungsbau, entstand ein damals gängiger Freipfeifenprospekt. |
Stimmtonhöhe: | 443,5 Hz bei 15°C |
Temperatur (Stimmung): | gleichsstufig |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | elektrisch |
Registertraktur: | elektrisch |
Registeranzahl: | 57+3 Transmissionen |
Manuale: | 3, C-a³ |
Pedal: | 1, C-f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Setzeranlage, System H, 30.000 Kombinationen, 3 abschließbare Gruppen
Wechselmanuale I, II, III frei zuzuordnen 6 Normalkoppeln 2 Subkoppeln: OW 16’, SW 16’ 2 Superkoppeln: OW 4’, SW 4’ Schwellpedal, elektrisch mit Digitalanzeige Crescendowalze, elektrisch, mit Digitalanzeige 30/60, A, B, C, D |
Disposition 2010-2011
I.MANUAL, HAUPTWERK | II.MANUAL, OBERWERK | III.MANUAL, Schwellwerk | PEDAL |
Prinzipal 16’
Prinzipal 8’ Viola di Gamba 8’ [1] Gemshorn 8’ Rohrflöte 8’ Oktave 4’ Spitzflöte 4’ Quinte 2 2/3’ Oktave 2’ Terz 1 3/5’ Mixtur 4-fach 2’ [2] Cymbel 3-fach 1’ Fagott 16’ Trompete 8’ Helle Trompete 4’ |
Quintatön 16’
Prinzipal 8’ Quintatön 8’ Gedackt 8’ Oktave 4’ Rohrflöte 4’ Nasard 2 2/3’ Oktävlein 2’ Terz 1 3/5’ Quinte 1 1/3’ Sifflöte 1’ Scharf 4-fach 1’ Vox humana 8’ Cembaloregal 4’ Tremulant |
Gedackt 16’
Geigenprinzipal 8’ [3] Gedackt 8’ Salicional 8’ Doppelflöte 8’ Oktave 4’ Hohlflöte 4’ Quinte 22/3’ [4] Oktave 2’ [5] Waldflöte 2’ Oberton 3-fach 13/5’, 11/7’, 8/9’ Mixtur 4-5 fach 1 1/3’ [6] Dulcian 16’ Oboe 8’ [7] Schalmey 4’ Tremulant |
Prinzipalbaß 16’
Subbaß 16’ Zartbaß 16’ [8] Quintbaß 10 2/3’ Oktavbaß 8’ Geigenprinzipal 8’ [9] Cello 8’ [10] Flötenbaß 8’ [11] Oktavbaß 4’ Rohrgedackt 4’ Nachthorn 2’ Baßaliquote 3-fach [12] Posaune 16’ Trompete 8’ Clarine 4’ Singend Cornett 2’ Tremulant [13] |
Die Orgel von 1937
Orgelbeschreibung
Disposition 1937
I.MANUAL | II.MANUAL | III.MANUAL | PEDAL |
Prinzipal 16‘
Fagott 16‘ Oktavprinzipal 8‘ Gemshorn 8‘ Rohrflöte 8‘ Salizional 8‘ Trompete 8‘ Oktave 4‘ Spitzflöte 4‘ Hohlflöte 4‘ Quinte 2 2/3' Oktave 2‘ Terz 1 3/5‘ Cymbel 3 fach (1/2‘) Mixtur 4 fach (2) |
Quintatön 16‘
Prinzipal 8‘ Gedackt 8‘ Quintatön 8‘ Fugara 8‘ Trichterregal 8‘ Oktave 4‘ Rohrflöte 4‘ Nasard 2 2/3‘ Salicet 2‘ Blockflötenterz 1 3/5‘ Quinte 1 1/3‘ Sifflöte 1‘ Mixtur 3fach (1 1/3‘) |
Gedackt 16‘
Rankett 16‘ Geigenprinzipal 8‘ Doppelflöte 8‘ Violine 8‘ Zartgedackt 8‘ Vox coelestis 8‘ Euphone 8‘ Viola 4‘ Flöte 4‘ Waldflöte 2‘ Scharf 4 fach (1‘) |
Untersatz 32‘ [1]
Prinzipalbaß 16‘ Violon 16‘ Subbaß 16‘ Zartbaß 16‘ [2] Posauenbaß 16‘ Oktavbaß 8‘ Flötenbaß 8‘ [3] Trompetenbaß 8‘ Clarinbaß 4‘ Oktavbaß 4‘ Quintbaß 10 2/3‘ |
Die Orgel von 1887
Orgelbeschreibung
Disposition 1887
Bibliographie
Literatur: | Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA
Frotscher, Karl: Die Orgeln der Martin-Luther-Kirche. In: 1887-1987, Martin-Luther-Kirche, Dresden-Neustadt, S.16-19. Herausgeber: Kirchenvorstand der Martin-Luther-Kirchgemeinde Dresden. Dresden, Union Druckerei (VOB) Dresden [1987] Die Jehmlich-Orgel der Martin-Luther-Kirche Dresden: Festschrift. Dresden: Martin-Luther-Kirchgemeinde 2011. Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012, S.170. Das Orgelwerk der Martin-Luther-Kirche Dresden N, erbaut 1887 von Carl Eduard Jehmlich. 1937 neuzeitlich umgebaut und erweitert durch Gebrüder Jehmlich, Dresden N 6. Buchdruckerei Andreas & Scheumann, Dresden [Werbeblatt mit Disposition um 1937]. Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Bd.1, S.10. Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Supplement, S.124. |
Discographie: | Festliches Konzert für Trompete und Orgel: 12.08.2011, Martin-Luther-Kirche Dresden-Neustadt (1 CD; 12cm; Beil). Dresden: Orgelpunkt, c 2011
Festliches Konzert zum Erntedanktag mit Einweihung der erneuerten Orgel: Martin-Luther-Kirche Dresden-Neustadt, Sonntag, den 1. Oktober 1972, 17 Uhr (1 Tonband (77 Min.); 9,5 cm/s, mono; 15cm; Programmbeil). Die Jehmlich-Orgel der Martin-Luther-Kirche Dresden: eine Klangfarben-Führung nach ihrer Restaurierung im Jahr 2011 mit Werken von G. A. Merkel und G. A. Homilius (1 CD (63 Min.); DDD, stereo; 12 cm; Beih). Dresden: AudiolisP 2011. |
Weblinks: | Kirchspiel Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche
Wikipedia, Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche mmlk, Orgel Werbung, Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche Orgelforum Sachsen, Dresden/Neutadt, Martin-Luther-Kirche Die Orgelseite, Bilder, Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche |