Dresden/Altstadt, Frauenkirche, Silbermann-Orgel (Kriegsverlust)

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Dresden, Frauenkirche, Altarorgel 1890
Dresden, Frauenkirche, Ansicht um 1750
Dresden, Frauenkirche,Loescher Predigt zur Orgelweihe 1736
Orgelbauer: Silbermann, Gottfried.

In einem Schriftstück von 1734 wurden folgende Mitarbeiter erwähnt: Johann George Silbermann (Windladen), Johann Georg Schön, Michael Bottner (Tischlergeselle), Abraham Silbermann (Tischlergeselle), Johann Christoph Leipner (Lehrjunge).

Baujahr: 1736
Geschichte der Orgel: Die Vertragsverhandlungen zum Bau der neuen Orgel begannen am 1. April 1732. „Am 8. Mai legte Silbermann einen Dispositionsentwurf für eine dreimanualige Orgel mit 41 Registern vor …“. „Bei der Ausführung wurde die Disposition allerdings ergänzt und verändert.“ „Der Bau der Frauenkirche erfolgte nach Plänen des Ratszimmermeisters George Bähr.“

Die Fertigstellung der Orgel verzögerte sich um ein Jahr. Die Abnahme der Orgel erfolgte erst 1736. Der Orgelweihegottesdienst erfolgte am 25. November 1736. Das Abnahmegutachten fertigten Konzertmeister Johann Georg Pisendel, Kreuzkantor Theodor Christlieb Reinhold, Hoforgelbauer und Organist Johann Heinrich Gräbner und Bach-Schüler Christian Heinrich Gräbner. „Zum Weihegottesdienst am 25. November komponierte Kreuzkantor Reinhold eine mehrchörige Festmusik.“ (Nach Greß, 2000.)

Umbauten: „Die Schmutzentwicklung durch den erst 1743 vollendeten Kirchenbau sowie materialbedingte Senkungen des Emporenbodens verursachten erhebliche Schäden, die Silbermann 1745 mit einer viermonatigen „Hauptreparatur“ behob. Ähnliche Auswirkungen hatte der Beschuß der Stadt 1760 während des Siebenjährigen Krieges und die anschließende Instandsetzung des Kirchenraumes. 1769 beseitigte Johann Gottfried Hildebrandt, Dresden, die Defekte und korrigierte die Stimmungsart nach zeitüblichem Maßstab. Nachdem die Kirche 1813 als Militärmagazin gedient hatte, wurde wiederum eine umfangreiche Reparatur erforderlich, die 1818/19 Friedrich Traugott Kayser, Dresden, ausführte. Diese und nachfolgende Arbeiten ließen die Silbermann-Orgel weitgehend unverändert. Sie erhielt allerdings wahrscheinlich durch Johann Gotthold Jehmlich, Dresden, eine gleichstufige Temperatur und 1874/75 durch Carl Eduard Jehmlich, Dresden, einen leicht erhöhten Stimmton und im Oberwerk ein neues Register,Register Fugara 8’ statt der Sesquialtera. 1903 bauten vermutlich Emil und Bruno Jehmlich einige zusätzliche Register ein. 1911/12 erweiterte Johannes Jahn, Dresden, die Orgel auf 4 Manuale und 65 Register und gestaltete sie grundlegend um (pneumatische Traktur, neuer Spieltisch, Kegelladen für Brustwerk, zusätzliches Schwellwerk und einzelne Zusatzregister). 1937 bauten Gebr. Jehmlich, Dresden, auf der dritten Westempore, die damals als Chorstandort diente, eine elektropneumatische <Chororgel> (II/16). Durch einen erneuten Erweiterungsumbau der Gebr. Jehmlich 1939/1942 – in Absprache mit dem Organisten Hanns Ander-Donath – wurden Hauptorgel, Chororgel und das nunmehr selbständig aufgestellte und umdisponierte Schwellwerk zu einer Orgelanlage mit 85 Registern und elektropneumatischer Traktur zusammengeschlossen. Zu den drei Spieltischen der Einzelorgeln kam auf einer Seitenempore in Altarnähe ein fünf-manualiger Zentralspieltisch. Thomaskantor Günther Ramin betonte im Abnahmegutachten vom 3. Juni 1943, daß er es <für ratsam gehalten hätte, zwei Orgeln zu erstellen, von denen eine … die Silbermann-Orgel in ihrer alten ursprünglichen Form dargestellt hätte>. Infolge der Bombenangriffe auf die Stadt Dresden am 13./14. Februar 1945 brannte die Kirche aus.“

(Nach Greß, 2000.)

Gehäuse: Johann Christian Feige führte die Bildhauer- und Tischlerarbeiten und die Fassung und Vergoldung des Gehäuses aus.
Stimmtonhöhe: Ursprünglich zeitüblicher Kammerton (a1: 410 bis 415 Hz).
Temperatur (Stimmung): Nach Aussage des Abnahmegutachtens wohltemperiert (>passable und in allen Accorden annehmlich zu gebrauchen<)Greß 2000.
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 43
Manuale: 3 C, D-d³
Pedal: C, D-c1
Spielhilfen, Koppeln: 2 Manualschiebekoppeln (I/II und III/II)

Bass Ventil (Ventilkoppel Hauptwerk/Pedal, über den Kontrakt)

Tremulant Hauptwerk

„Schwebung“ Oberwerk (Tremulant)

Tremulant Brustwerk



Dresden, Frauenkirche, Disposition der Silbermann-Orgel von 1736 nach Greß

HAUPTWERK, II. Manual OBERWERK, III. Manual BRUSTWERK, I. Manual PEDAL
Principal 16. Fuß

Octav Principal 8. Fuß

Violdigamba 8. Fuß

Rohr Flöte 8. Fuß

Octava 4. Fuß

Spitz Flöte 4. Fuß

Qvinta 3. Fuß

Octava 2. Fuß

Tertia aus 2. Fuß

Cornett durchs halbe Clavier[1]

Mixtur 4.fach

Cymbel 3.fach

Fagott 16. Fuß

Trompette 8. Fuß

Qvintadena 16. Fuß

Principal 8. Fuß

Qvintadena 8. Fuß

Getackts 8. Fuß

Octava 4. Fuß

Flöte 4. Fuß[2]

Nasat 3. Fuß

Octava 2. Fuß

Sechst Qvinta altra 4/5‘ [3]

Mixtur 4.fach

Vox humana 8. Fuß

Getackts 8. Fuß

Principal 4. Fuß

Rohr Flöte 4. Fuß

Nasat 3. Fuß

Octava 2. Fuß

Gemshorn 2. Fuß[4]

Qvinta 1 1/3. Fuß

Sufflet 1. Fuß

Mixtur 3.fach

Chalmeaux 8. Fuß[5]

Groß Untersatz 32. Fuß

Principal Pass 16. Fuß

Octaven Pass 8. Fuß

Octaven Pass 4. Fuß

Mixtur 6.fach[6]

Posaune 16. Fuß

Trompeten Pass 8. Fuß

Clarin Pass 4. Fuß (über den Kontrakt)

Anmerkungen

  1. ab c1, 5fach
  2. Rohrflöte
  3. ab c1 1 3/5‘
  4. Kontrakt: Tertia aus 2. Fuß
  5. ab g°, über den Kontrakt
  6. Kontrakt: 11fach

Die Orgel von 1912-1937

Orgelbeschreibung

Umbauten: 1911/12 durch Johannes Jahn, Erweiterung und Umstellung auf pneumatische Traktur
Windladen: Schleifladen, Kegelladen
Spieltraktur: pneumatisch
Registertraktur: pneumatisch
Manuale: 4 C-a³
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: NEBENREGISTER und SPIELHILFEN: 10 Normalkoppeln, Generalkoppel, Rückkoppel P/I, 7 Oktavkoppeln, Generaloktavkoppel;

Tremulanten für Vox humana und Oberwerk

Absteller für alle Einzelwerke sowie für Handregister, Koppeln, Normalkoppeln, Oktavkoppeln und Zungenregister.

2 Serien feste Kombinationen

- pp, p, mf, f, ff, Tutti

- Flöten, Gamben, Prinzipale, Mixturen

Zungenregister, „alte Orgel“

1 freie Vorbereitung

5 Einschalter für freie Kombination werkweise.

„Registerschaltvorrichtung“ (20-fache Registervorbereitung mit Lochkartensteuerung)

automatische Pedalumschaltung,

Crescendowalze mit Einschalter und automatischem Rücklauf,

Schweller für Vox humana und Klarinette,

Schweller für Echowerk,

Tritte für Tremulant Oberwerk,

4 Pedalkoppeln und 4 feste Pedalkombinationen mit Auslöser.



Disposition nach dem Erweiterungsumbau von 1912 durch Johannes Jahn nach Greß 1994.

I HAUPTWERK II OBERWERK III ECHOWERK IV BRUSTWERK PEDAL
Prinzipal 16´

Oktave 8´

Rohrflöte 8´

Gambe 8´

Viola alta 8´

Dolce 8´

Octave 4´

Spitzflöte 4´

Quinte 2 2/3´

Oktave 2´

Terz 1 3/5´

Kornett V[1]

Mixtur IV

Zimbel III

Fagott 16´

Trompete 8´

Quintade 16´

Prinzipal 8´

Gedackt 8´

Quintade 8´

Salicional 8´

Aeoline 8´

Oktave 4´

Rohrflöte 4´

Nasat 2 2/3´

Oktave 2´

Terz 1 3/5´

Mixtur IV

Clarinette 8´

Vox humana 8´

Bordun 16´

Geigenprinzipal 8´

Hohlflöte 8´

Fernflöte 8´

Violine 8´

Fugara 8'

Vox coelestis 8´[2]

Óktave 4´

Zartflöte 4´

Salicet 4´

Quinte 2 2/3´

Pikkolo 2´

Harmonia aeth. III

Oboe 8‘

Gedackt 8´

Prinzipal 4´

Rohrflöte 4´

Nasat 2 2/3´

Oktave 2´

Gemshorn 2´

Quinte 1 1/3´

Sifflöte 1´

Mixtur III

Chalumeau 8´[3]

Untersatz 32´

Prinzipal 16´

Subbaß 16´

Harmonikabaß 16´

Oktave 8´

Violoncello 8´

Oktave 4´

Mixtur VI

Posaune 16´

Trompete 8´

Klarine 4´

Anmerkungen

  1. ab c1
  2. ab c°
  3. "Schalmey“, ab g°

Die Orgel von 1937 bis zum Untergang 1943

Orgelbeschreibung

Umbauten: Gebr. Jehmlich, Umbau auf elektropneumatische Traktur, Erweiterung um Register sowie Chororgel, neuer 5-manualiger Zentralspieltisch
Windladen: Schleifladen, Kegelladen
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 85
Manuale: 5 C-a³
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: NEBENREGISTER und SPIELHILFEN:

15 Normalkoppeln, Generalkoppel, 9 Oktavkoppeln, Generaloktavkoppel

Tremulanten für Oberwerk, Vox humana, Brustwerk

Absteller für alle Einzelwerke sowie für Handregister, Crescendo, Zungenregister, Koppeln, Manual-16´, Koppeln aus Crescendo

6 freie Vorbereitungen, 1 freie Pedalvorbereitung

Registerprolongement

5 feste Kombinationen

automatische Pedalumschaltung

2 Crescendowalzen für Chor- und Hauptorgel

2 Schweller für Vox humana und Echowerk

alle Normalkoppeln, Generalkoppel, die 6 Vorbereitungen und einige Absteller auch als Pistons für Fußbedienung



Disposition von 1942/43 nach dem Umbau durch Gebrüder Jehmlich, Greß 1994. (aufgeführt ist die Manualverteilung im Zentralspieltisch)

I HAUPTWERK II OBERWERK III BRUSTWERK IV CHORORGEL[1] V ECHOWERK PEDAL
Prinzipal 16´

Oktave 8´

Rohrflöte 8´

Viola da Gamba 8´

Viola alta 8´

Dolce 8´

Octave 4´

Spitzflöte 4´

Quinte 2 2/3´

Oktave 2´

Terz 1 3/5´

Kornett V [2]

Mixtur IV

Zimbel III

Fagott 16´

Trompete 8´

Quintade 16´

Prinzipal 8´

Gedackt 8´

Quintade 8´

Salicional 8´

Aeoline 8´

Oktave 4´

Rohrflöte 4´

Nasat 2 2/3´

Oktave 2´

Terz 1 3/5´

Mixtur IV

Bärpfeife 8´

Vox humana 8´

Gedackt 8´

Prinzipal 4´

Rohrflöte 4´

Nasat 2 2/3´

Oktave 2´

Gemshorn 2´

Terz 1 3/5´

Quinte 1 1/3´

Sifflöte 1´

Mixtur III

Chalumeau 8´[3]

Prinzipal 8´ I.

Rohrflöte 8´ I.

Gedackt 8´ II.

Quintade 8´ II.

Oktave 4´ I.

Nachthorn 4´ II.

Nasat 2 2/3´ I.

Oktave 2´ I.

Blockflöte 2´ II.

Terz 1 3/5´ II.

Sifflöte 1´ II.

Mixtur III I.

Zimbel III II.

Quintade 16´

Suavial 8´

Violflöte 8´

Gemshorn 8´

Violine 8´

Vox coelestis 8´[4]

Prestant 4´

Zartflöte 4´

Salicet 4´

Nachthorn 2´

Larigot 1 1/3´

Flageolett 1´

Scharf IV-V

Oboe 8‘

Untersatz 32´

Prinzipal 16´

Subbaß 16´

Harmonikabaß 16´

Oktave 8´

Gedackt 8´

Quintade 8´

Oktave 4´

Rohrflöte 2´

Mixtur VI

Posaune 16´

Trompete 8´

Klarine 4´

Singend Kornett 2´


Chororgel

Subbaß 16´

Prinzipal 8´

Choralbaß 4´

Anmerkungen

  1. die nachgestellten römischen Ziffern geben die Manualzuordnung an
  2. ab c1
  3. „Schalmey“, ab g°
  4. ab c°




Bibliographie

Anmerkungen: WINDVERSORGUNG

Sechs Keilbälge mit einer Falte, je drei für Manuale und Pedal.

Literatur: Ander-Donath, Hanns: Die drei Orgeln des Domes zu Dresden. Dresden, 1942.

Dähnert, Ulrich: Historische Orgeln in Sachsen, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1980, S.69-71.

Greß, Frank-Harald: Die Orgeln der Frauenkirche zu Dresden. Freiberg, Gottfried Silbermann Gesellschaft, 1994.

Greß, Frank-Harald: Die Orgeln Gottfried Silbermanns, Dresden. Michael Sandstein Verlag, 2000, S.153-156 Dresden, Frauenkirche.

Greß, Frank-Harald: Dokumentation der Silbermann-Orgel der Dresdner Frauenkirche. SLUB, Manuskript.

Greß, Frank-Harald: Raumakustische, aufführungspraktische und orgelbauliche Gesichtspunkte für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. In: Die Frauenkirche im Musikleben der Stadt Dresden, Wissenschaftliches Symposium 1994 der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden, der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e. V. und des Stadtmuseums Dresden, Heft 25 der Schriftenreihe der Hochschule für Musik “Carl Maria von Weber“ Dresden, Dresden 1994, S. 90-96

Greß, Frank-Harald: Orgeln für die Dresdner Frauenkirche. In: ORGEL INTERNATIONAL, 1999, H. 3, S. 191–194

Greß, Frank-Harald: Die Silbermann-Orgel der Dresdner Frauenkirche – Original und Rekonstruktion. In: Die Dresdner Frauenkirche, Jahrbuch zu ihrer Geschichte und zu ihrem archäologischen Wiederaufbau, Bd. 5, Weimar 1999, S. 93–114

Greß, Frank-Harald: Frauenkirche Dresden. Die Entscheidung über den Orgelbau. Silbermann-Nachbau oder Kompromiss. Mit einem Geleitwort von Nikolaus Harnoncourt. Herausgegeben von der „Pro-Silbermann-Gruppe Dresden“. Die Schrift erschien ohne Verfasserangabe. Dresden 2002

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Müller, Werner: Gottfried Silbermann, Persönlichkeit und Werk, eine Dokumentation, Leipzig, Deutscher Verlag für Musik 1982. S.258-270 (Dresden, Frauenkirche).

Müller, Werner: Gottfried Silbermann 1683-1753. Beiträge zum Leben und Wirken des Sächsischen Orgelbauers. Herausgegeben vom Gottfried-Silbermann-Museum, Frauenstein (Erzgebirge), 1999. S.12-13 (Dresden, Frauenkirche).

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Bd.1, S.4-5 (Disposition der Silbermann-Orgel von 1736).

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Supplement, S.122, Umbau und Erweiterung 1911 durch Jahn, Umbau 1938 bis 1945 durch Gebrüder Jehmlich, Orgel und Kirche wurden Opfer der Luftangriffe auf Dresden am 13./14. Februar 1945.

Dähnert, Ulrich: Die Orgeln Gottfried Silbermanns in Mitteldeutschland. Leipzig, Koehler & Amelang, 1953.

Flade, Ernst: Gottfried Silbermann. Leipzig, VEB Breitkopf & Härtel Musikverlag, 1953.

Stadtlexikon Dresden, Verlag der Kunst Dresden, Basel 1994

Weblinks: Wikipedia, Frauenkirche Dresden


Historisches Tondokument

Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge D-dur, BWV 532 - Hanns Ander-Donath