Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. März 2022, 14:57 Uhr


Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche, Blick zur Orgel, 2022
Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche, Blick zur Orgel, 2015
Orgelbauer: Jehmlich, Carl Eduard, Dresden, op.82 (II/33)

1937 Erweiterungsumbau durch Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil) + Söhne (Otto & Rudolf), Dresden, op.504 (III/51+2 Transmissionen), Entstehung des Freipfeifenprospekts. 1971-1975 Umbau und Erweiterungsbau durch VEB Jehmlich Orgelbau Dresden (III/57+2 Transmissionen). 2010-2011 Restaurierung durch Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH (III/57+3 Transmissionen).

Baujahr: 1887
Geschichte der Orgel: Um 1870 war die Zahl der Gemeindeglieder in der Dresdner Neustadt so angestiegen, daß die Martin-Luther-Gemeinde aus der Dreikönigskirchgemeinde ausgepfarrt wurde und ein neues Kirchgebäude benötigt wurde. Ein Architekturwettbewerb wurde ausgeschrieben. 35 Architekten aus dem In- und Ausland sandten Entwürfe ein. Den Zuschlag erhielt das Architekturbüro der Bauräte Ernst Giese und Paul Weidner. Am 10. November 1887, nach nur vier Jahren Bauzeit, fand die festliche Kirchweihe statt.

1884, der Bau der Kirche hatte bereits begonnen, wurde eine Orgel-Submission durchgeführt. Folgende Orgelbaufirmen nahmen teil: W. Sauer, H. Eule, R. Kreutzbach und C. E. Jehmlich. Den Orgelauftrag erhielt Carl Eduard Jehmlich und Söhne, Dresden. Am 15. Dezember 1887 erfolgte die Prüfung und Abnahme der Orgel durch Carl August Fischer, Organist der Dreikönigskirche und Prof. Dr. Hermann Langner aus Leipzig. In den Folgejahren nahm man aufgrund der Größe des Kirchenraumes verschiedene Erweiterungen der Orgel vor. 1902 wird auf Anregung des Organisten Otto Hörnig (1897-1924) ein 3. Manual als Schwellwerk mit pneumatischer Kegellade erstellt. 1917 mussten 67 Prospektpfeifen aus Zinn an die Kriegswirtschaft abgegeben werden. Sie wurden durch Zinkpfeifen ersetzt. 1920 wurde eine elektrische Gebläse Anlage eingebaut. Seit 1929 gab es zunehmend technische Störungen an der Orgel. „Als Ursache bezeichnet Fa. Jehmlich den nachträglichen Einbau des pneumatischen Manuals mit seiner Jalousieschweller-Anlage sowie die auf engen Raum gedrängten und komplizierten mechanischen und pneumatischen Einrichtungen der 1905 angefügten Pedalkoppeln des II. und III. Manuals. So bringt Kantor Richard Fricke (1918-1945) den Umbau der Orgel in Gang. Er wird 1937, im Jubiläumsjahr der Kirche, nach Vorschlägen von Dr. Ernst Schnorr von Carolsfeld, Organist der Dreikönigskirche, und Kantor Gerhard Paulik, Johanneskirche, von der Fa. Jehmlich vorgenommen. Die Registerzahl wird auf 51+2 Tranmisionen erweitert, ebenfalls der Pedalumfang. Erhalten bleiben die soliden Schleifwindladen aus dem Jahre 1887 für I. und II. Manual und Pedal, jedoch wird das gesamte Werk jetzt mit elektrischer Traktur und Registratur versehen. Sie gestattet es, den Spieltisch freistehend und fahrbar zu gestalten. …Die Rückversetzung der Orgel um 1,80 m erfordert auch eine Umgestaltung des Gehäuses. Unter Verwendung des alten Unterbaues wird das Gesicht der Orgel in einen Freipfeifenprospekt verändert…Zwischen 1968 und 1972 können auf Initiative von Kantor Karl Frotscher (seit 1964) 7 neue Zungenstimmen und eine Cantus-firmus-Lade für das Kleinpedal mit gesondertem Tremulanten eingebaut werden. Das III. Manual erhält ein eigenes Zwischengebläse. Windstößigkeit wird durch den Einbau von Ausgleichsbälgen beseitigt. Nach der Prüfung und Abnahme durch Kirchenmusikdirektor Hans-Heinrich Albrecht kann die erneuerte Orgel im ‚Festlichen Konzert‘ am Erntedanktag, dem 1. Oktober 1972, geweiht werden.“ Karl Frotscher In den Jahren 2010-2011 erfolgte eine Restaurierung der Orgel durch den Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH. Ein neuer Spieltisch wurde installiert mit einer modernen Setzer Anlage mit 30.000 Speicherplätzen. Der Tonumfang der Manuale wurde um 4 Töne bis a³ erweitert und die Windanlage komplett erneuert. Ein originales Register von 1902, die Oboe 8‘ aus dem Schwellwerk, wurde in der Christuskirche in Dresden Strehlen aufgefunden und konnte restauriert wieder eingebaut werden. Eine Besonderheit der Orgel ist die 2012 eingebaute Winddrossel, die bei zeitgenössischer Musik und Improvisationen interessante Klangeffekte erzeugt.

Gehäuse: Das Gehäuse wurde 1887 von Tischlermeister Leuthold nach Vorlagen der Architekten Giese & Weidner gefertigt. Seit 1937, mit dem Erweiterungsbau, entstand ein damals gängiger Freipfeifenprospekt.
Stimmtonhöhe: 443,5 Hz bei 15°C
Temperatur (Stimmung): gleichsstufig
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: elektrisch
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 57+3 Transmissionen
Manuale: 3, C-a³
Pedal: 1, C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Setzeranlage, System H, 30.000 Kombinationen, 3 abschließbare Gruppen

Wechselmanuale I, II, III frei zuzuordnen

6 Normalkoppeln

2 Subkoppeln: OW 16’, SW 16’

2 Superkoppeln: OW 4’, SW 4’

Schwellpedal, elektrisch mit Digitalanzeige

Crescendowalze, elektrisch, mit Digitalanzeige 30/60, A, B, C, D



Disposition 2010-2011

I.MANUAL, HAUPTWERK II.MANUAL, OBERWERK III.MANUAL, Schwellwerk PEDAL
Prinzipal 16’

Prinzipal 8’

Viola di Gamba 8’ [1]

Gemshorn 8’

Rohrflöte 8’

Oktave 4’

Spitzflöte 4’

Quinte 2 2/3’

Oktave 2’

Terz 1 3/5’

Mixtur 4-fach 2’ [2]

Cymbel 3-fach 1’

Fagott 16’

Trompete 8’

Helle Trompete 4’

Quintatön 16’

Prinzipal 8’

Quintatön 8’

Gedackt 8’

Oktave 4’

Rohrflöte 4’

Nasard 2 2/3’

Oktävlein 2’

Terz 1 3/5’

Quinte 1 1/3’

Sifflöte 1’

Scharf 4-fach 1’

Vox humana 8’

Cembaloregal 4’

Tremulant

Gedackt 16’

Geigenprinzipal 8’ [3]

Gedackt 8’

Salicional 8’

Doppelflöte 8’

Oktave 4’

Hohlflöte 4’

Quinte 22/3’ [4]

Oktave 2’ [5]

Waldflöte 2’

Oberton 3-fach 13/5’, 11/7’, 8/9’

Mixtur 4-5 fach 1 1/3’ [6]

Dulcian 16’

Oboe 8’ [7]

Schalmey 4’

Tremulant

Prinzipalbaß 16’

Subbaß 16’

Zartbaß 16’ [8]

Quintbaß 10 2/3’

Oktavbaß 8’

Geigenprinzipal 8’ [9]

Cello 8’ [10]

Flötenbaß 8’ [11]

Oktavbaß 4’

Rohrgedackt 4’

Nachthorn 2’

Baßaliquote 3-fach [12]

Posaune 16’

Trompete 8’

Clarine 4’

Singend Cornett 2’

Tremulant [13]

  1. neu
  2. neu
  3. neu
  4. aus Pedalmixtur
  5. aus Pedalmixtur
  6. aus HW Mixtur
  7. aus orig.Bestand (DD-Strehlen)
  8. Transm.aus 30
  9. Transm.aus 31
  10. neu
  11. Transm.aus 34
  12. 51/3’,31/5’, 22/7’
  13. KP Nr. 54, 55, 59, 60

Die Orgel von 1937

Orgelbeschreibung

Orgelbauer: Gebrüder Jehmlich (Bruno & Emil) + (Otto & Rudolf), Dresden, op.504
Baujahr: 1937
Geschichte der Orgel: Das Orgelwerk hat beim Umbau seine Schleifwindladen im I. und II. Manual und im Pedal behalten können. Die Orgel ist das erste Instrument in Dresden, welches Schleifwindladen mit elektrischer Traktur besitzt. Das später hinzugefügte 3.Manual hat die Kegelladen beibehalten. Der Spieltisch ist fahrbar. Sämtliche Schaltungen sind sehr leicht zu bedienen. Der Gesamtauslöser der Kipptasten, eine Spezialität der Erbauerfirma, hat sich bewährt und der neue freistehende Pfeifenprospekt fügt sich architektonisch gut in das Kircheninnere ein.
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 51+2 Transmissionen
Manuale: 3, C-f³
Pedal: 1, C-f1
Spielhilfen, Koppeln: 3 Manual- und 3 Pedal-Normalkoppeln als Kipptasten und Tritte in Wechselwirkung angelegt

2 Freie Vorbereitungen für sämtliche Register

Absteller für Handregistratur, Crescendowalze für das Gesamtwerk

Schwelltritt für das III. Manual, Crescendowalze für das III. Manual

Gesamt- und Einzelabsteller für alle Rohrwerke

Absteller für die Koppeln im Gesamtcrescendo


Absteller für die Koppeln im Crescendo für das III. Manual

Gruppenstecher „Tutti“

Gruppenstecher Pleno I und Pleno II (Kernstimmen mit und ohne Koppeln)

Pedalangleichungs-Tritte II und III, wirksam in den Plenogruppen und Gesamtcrescendo

Tremoloeinrichtung für alle Stimmen des II. Manuals

Anzeiger für beide Crescendo-Walzen und Schwellwerk des III. Manuals

Volt- und Ampèremeter für die Elektrotaktur

Drückknopf- (Schütz-) Schaltung für den Ventilator und das Trakturaggregat.



Disposition 1937

I.MANUAL II.MANUAL III.MANUAL PEDAL
Prinzipal 16‘

Fagott 16‘

Oktavprinzipal 8‘

Gemshorn 8‘

Rohrflöte 8‘

Salizional 8‘

Trompete 8‘

Oktave 4‘

Spitzflöte 4‘

Hohlflöte 4‘

Quinte 2 2/3'

Oktave 2‘

Terz 1 3/5‘

Cymbel 3 fach (1/2‘)

Mixtur 4 fach (2)

Quintatön 16‘

Prinzipal 8‘

Gedackt 8‘

Quintatön 8‘

Fugara 8‘

Trichterregal 8‘

Oktave 4‘

Rohrflöte 4‘

Nasard 2 2/3‘

Salicet 2‘

Blockflötenterz 1 3/5‘

Quinte 1 1/3‘

Sifflöte 1‘

Mixtur 3fach (1 1/3‘)

Gedackt 16‘

Rankett 16‘

Geigenprinzipal 8‘

Doppelflöte 8‘

Violine 8‘

Zartgedackt 8‘

Vox coelestis 8‘

Euphone 8‘

Viola 4‘

Flöte 4‘

Waldflöte 2‘

Scharf 4 fach (1‘)

Untersatz 32‘ [1]

Prinzipalbaß 16‘

Violon 16‘

Subbaß 16‘

Zartbaß 16‘ [2]

Posauenbaß 16‘

Oktavbaß 8‘

Flötenbaß 8‘ [3]

Trompetenbaß 8‘

Clarinbaß 4‘

Oktavbaß 4‘

Quintbaß 10 2/3‘

  1. (kombiniert)
  2. (Transm. III.Manual)
  3. (Transm. III.Manual)

Die Orgel von 1887

Orgelbeschreibung

Spielhilfen, Koppeln: Manualcoppel

Pedalcoppel

Sperrventil zum Hauptwerk

Sperrventil zum Oberwerk

Außerdem noch: Collectivtritt für Forte

Collectivtritt für Piano

Klingel zum Calcant



Disposition 1887 nach Oehme

HAUPTWERK OBERWERK PEDAL
Principal 16 Fuss [1]

Bordun 16 Fuss [2]

Octave 8 Fuss (von Zinn)

Viola di Gamba 8 Fuss (von Zinn)

Rohrflöte 8 Fuss [3]

Gemshorn 8 Fuss (Zinn)

Trompete 8 Fuss [4]

Octave 4 Fuss (Zinn)

Gedackt 4 Fuss (Zinn)

Spitzflöte 4 Fuss (Zinn)

Quinte 2 2/3 Fuss (Zinn)

Octave 2 Fuss (Zinn)

Cornett 3 und 4 fach (Zinn)

Mixtur 4 fach (Zinn)

Gedackt 16 Fuss [5]

Principal 8 Fuss (Zinn)

Salicional 8 Fuss (Zinn)

Quintatön 8 Fuss (Zinn)

Fugra 8 Fuss (Zinn)

Gedackt 8 Fuss [6]

Octave 4 Fuss (Zinn)

Rohrflöte 4 Fuss (Zinn)

Salicet 4 Fuss (Zinn)

Nassat 2 2/3 Fuss (Zinn)

Octave 2 Fuß (Zinn)

Mixtur 3 fach (Zinn)

Principalbass 16 Fuss

Violonbass 16 Fuss

Subbass 16 Fuss

Posaunenbass 16 Fuss

Octavbass 8 Fuss

Gedacktbass 8 Fuss

Trompetenbass 8 Fuss

  1. (6 Pfeifen von Holz, die übrigen von Zinn im Prospect)
  2. (die zwei tiefen Octaven von Holz, dann Zinn)
  3. (die tiefe Octave von Holz, dann Zinn)
  4. (Zinn, aufschlagend)
  5. (die zwei tiefen Octaven von Holz)
  6. (die tiefe Octave von Holz)


Bibliographie

Literatur: Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, Orgeldatenbank ORKASA

Frotscher, Karl: Die Orgeln der Martin-Luther-Kirche. In: 1887-1987, Martin-Luther-Kirche, Dresden-Neustadt, S.16-19. Herausgeber: Kirchenvorstand der Martin-Luther-Kirchgemeinde Dresden. Dresden, Union Druckerei (VOB) Dresden [1987]

Die Jehmlich-Orgel der Martin-Luther-Kirche Dresden: Festschrift. Dresden: Martin-Luther-Kirchgemeinde 2011.

Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH

Lexikon norddeutscher Orgelbauer, Bd.2, Sachsen und Umgebung, Pape-Verlag Berlin, 2012, S.170.

Das Orgelwerk der Martin-Luther-Kirche Dresden N, erbaut 1887 von Carl Eduard Jehmlich. 1937 neuzeitlich umgebaut und erweitert durch Gebrüder Jehmlich, Dresden N 6. Buchdruckerei Andreas & Scheumann, Dresden [Werbeblatt mit Disposition um 1937].

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Bd.1, S.10.

Oehme, Fritz: Handbuch über ältere, neuere und neueste Orgelwerke im Königreich Sachsen, Leipzig, Edition Peters, Reprints, 1978, Supplement, S.124.

SLUB, Orgelwissenschaftliche Sammlung von Prof. Dr. Greß

Discographie: Festliches Konzert für Trompete und Orgel: 12.08.2011, Martin-Luther-Kirche Dresden-Neustadt (1 CD; 12cm; Beil). Dresden: Orgelpunkt, c 2011

Festliches Konzert zum Erntedanktag mit Einweihung der erneuerten Orgel: Martin-Luther-Kirche Dresden-Neustadt, Sonntag, den 1. Oktober 1972, 17 Uhr (1 Tonband (77 Min.); 9,5 cm/s, mono; 15cm; Programmbeil).

Die Jehmlich-Orgel der Martin-Luther-Kirche Dresden: eine Klangfarben-Führung nach ihrer Restaurierung im Jahr 2011 mit Werken von G. A. Merkel und G. A. Homilius (1 CD (63 Min.); DDD, stereo; 12 cm; Beih). Dresden: AudiolisP 2011.

Weblinks: Kirchspiel Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche

Wikipedia, Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche

mmlk, Orgel Werbung, Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche

Orgelforum Sachsen, Dresden/Neutadt, Martin-Luther-Kirche

Die Orgelseite, Bilder, Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche

dewiki, Lexikon, Dresden/Neustadt, Martin-Luther-Kirche