Erfurt/Büßleben, St. Petri: Unterschied zwischen den Versionen
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- [http://stertzingorgel.de/images/dispos3.gif Dokument: Disposition der Orgel von 1768 mit Hinweis auf den Orgelbauer, den "alten Stertzing"] | - [http://stertzingorgel.de/images/dispos3.gif Dokument: Disposition der Orgel von 1768 mit Hinweis auf den Orgelbauer, den "alten Stertzing"] | ||
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Aktuelle Version vom 19. Mai 2022, 09:44 Uhr
Adresse: Büßleben (bei Erfurt)
Gebäude: evangelische Kirche St. Petri
Alternativer Name: | Stertzingorgel Büßleben |
Orgelbauer: | Georg Christoph Stertzing |
Baujahr: | 1702 |
Geschichte der Orgel: | 1702 wurde im Benediktinerkloster St. Petri auf dem Erfurter Petersberg eine neue Orgel geweiht. Die einst mit ihren hohen Zwillingstürmen das Erfurter Stadtbild dominierende Peterskirche ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt (Baubeginn 1103).
Erste Zeugnisse einer Orgel in der Peterskirche stammen bereits aus dem Jahr 1226! Die neue Orgel wurde vom Eisenacher Orgelbauer Georg Christoph Stertzing gebaut. Stertzing war ein sehr gefragter Orgelbauer seiner Zeit und wurde von den Mitgliedern der Familie Bach hoch geschätzt. Er baute große Orgeln in Eisenach, St. Georgen und in Jena, St. Michael, sowie eine kleinere in Udestedt. Die Organisten dieser 3 Orgeln waren Mitglieder der Bachfamilie. Auch in Erfurt war Stertzing tätig und baute Orgeln neben der Peterskirche in der Augustiner- und in der Reglerkirche. Keines der genannten Instrumente hat die Zeiten überdauert. Lediglich in Eisenach und Udestedt blieb der Prospekt erhalten. Während der Säkularisierung in Erfurt durch Preußen ab 1802 und folgend durch die Franzosen in der Napoleon–Ära wurden die Inventarstücke der säkularisierten Kirchen verkauft. Am 11.08.1811 erfolgte die Versteigerung der Orgel, die Gemeinde Büßleben erwarb sie für 900 Taler. Die Büßlebener Vorgängerorgel vom Orgelbauer Johann Georg Schröter wurde nach Denstedt bei Weimar verkauft, wo sie bis 1859 ihren Dienst tat. Die Peterskirche brannte 1813 nach preußischem Beschuss völlig aus. In Büßleben nun fristete die Stertzingorgel ein bescheidenes Dasein fernab der großen Musikzentren. Unmodern geworden, wurde sie jedoch nur mehrere Male umgebaut, wogegen Ihre großen Kolleginnen ganz weichen mussten und neuen, dem romantischen Zeitgeschmack entsprechenden Instrumenten Platz machen mussten. Glücklicherweise war Büßleben dazu nicht in der Lage, so dass es lediglich halbherzige Umbauten gab, die jedoch allesamt nicht an der Grundsubstanz der Orgel rüttelten. Die original erhaltenen Windladen lassen eine nahezu lückenlose Restaurierung der gesamten Orgel zu. Die Stertzingorgel in Büßleben ist die einzige Orgel in Erfurt und Umgebung, die aus der Zeit um 1700 noch erhalten ist. Mit ihren 28 Registern ist sie sogar in ganz Thüringen in ihrer Größe die Älteste. Seit dem Kauf sind nun mehr als 190 Jahre vergangen. Der Zustand nach der Umsetzung ist uns unbekannt. Die originale Farbe wurde hellgrau und später braun überstrichen. Diese braune Farbe hielt sich lange. Erst 2001 konnte durch die Erfurter „Kirchlichen Werkstätten“ die originale Farbgebung und Marmorierung anhand von versteckten, nicht übermalten Stellen rekonstruiert werden. 1989 erstellte Gernot Schmidt, Restaurator vom Potsdamer Schuke-Orgelbau ein vernichtendes Gutachten über den Zustand der Orgel. Der Aufwand für eine Restaurierung ging aber zu der Zeit weit über die Möglichkeiten unserer kleinen Landgemeinde hinaus, so dass weiterhin im Gespräch blieb, die Orgel in das neu zu bauende Haus der Kultur in Erfurt (bekannt als Schiffshebewerk) umzusetzen. Auch die Bemühungen einer anderen Erfurter Kirchengemeinde um die Orgel wurden erst 1996 endgültig abgelehnt. Zu der Zeit stand fest: Die Orgel bleibt hier und wird restauriert. Um diese Pläne der Kirchengemeinde zu forcieren, gründete Kantorin Sabine Dill mit einigen Orgelfreunden im Dezember 1996 den „Verein zur Rettung der Stertzingorgel in Büßleben e.V.“. Nach der schwierigen Beurteilung von 3 sehr verschiedenen Angeboten, wurde der Auftrag an die „Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH“ vergeben. 1998 begannen die Arbeiten mit der Rekonstruktion der nicht mehr vorhandenen Balganlage. 1999 wurde die Orgel dann ausgebaut und in Potsdam umfassend restauriert und in Teilen rekonstruiert. Ab April 2002 liefen die Arbeiten zum Wiedereinbau, die am 20. Oktober 2002 mit der Wiedereinweihung dieses einzigartigen Instrumentes ihren krönenden Abschluss fanden. Der Eisenacher Orgelbauer Georg Christoph Stertzing baute 1702 eine Orgel für das Benediktinerkloster auf dem Erfurter Petersberg. Im Zuge der Säkularisierung erwarb die Gemeinde Büßleben die Orgel und ließ sie 1812 in die St. Petrikirche nach Büßleben umsetzen. Im Laufe ihres Daseins wurden mehrfach Veränderungen vorgenommen, um sie dem jeweiligen Zeitgeschmack anzupassen. Trotzdem blieb ein erstaunlicher großer Teil der Originalsubstanz erhalten. Somit verfügt Büßleben über die älteste nahezu original erhaltene Orgel der Stadt Erfurt. Auch in ganz Thüringen ist keine Orgel in dieser Größe aus dieser Zeit erhalten. Stertzing baute in Thüringen einige große Orgel (Eisenach, Jena), die nicht mehr erhalten sind. Somit ist Erfurt-Büßleben der einzige Ort, in dem sich noch ein Zeugnis dieses großen Orgelbauers finden lässt. Die Bedeutung Stertzings für die Fachwelt lässt sich auch an der Tatsache erkennen, dass im Bachjahr 2000 als Vorbild für den Neubau einer „Bachorgel“ in der Leipziger Thomaskirche die Eisenacher Stertzingorgel ausgewählt wurde. Damit sollte ein klanglich authentisches Instrument aus der Zeit Johann Sebastian Bachs nachgebaut werden. [1] |
Umbauten: | 2002-2005 umfassende Restaurierung und Rekonstruierung durch Alexander Schuke (Potsdam) |
Stimmtonhöhe: | a' 3 Halbtöne über 440 Hz |
Temperatur (Stimmung): | mitteltönig nach Preatorius |
Windladen: | Schleifladen |
Spieltraktur: | mechanisch |
Registertraktur: | mechanisch |
Registeranzahl: | 28 |
Manuale: | 2, CD-c |
Pedal: | CD-e' |
Spielhilfen, Koppeln: | Pedalkoppel, Schiebekoppel |
Disposition
Oberwerk (HW) | Brustwerk | Pedal |
Principal 8'
Quintaden 16' Rohrflöte 8' Quinta 6' Octav 4' Rauschpfeif 2f. Sesqaltera 2f. Octav 2' Mixtur 6f. Cymbel 3f. Trombetta 8' |
Principal 4'
Gedackt 8' Quintaden 8' Traversa 8' Nachthorn 4' Octave 2' Waldflöte 2' Quinta 1 1/2' Mixtur 3f. Vox Humana 8' |
Principal 16'
Sub Bass 16' Violon 16' Octav 8' Mixtur 4f. Posaun 16' Cornet 2' |
Bibliographie
Literatur: | Der Kirchenmusiker 2/2003 |
Discographie: | - Joseph Kelemen: Johann Pachelbel - Orgelwerke, Oehms Classics OC 613 (CD), 2006, CD bestellen] oehms-Link (tbc)
- Gerhard Weinberger: Johann Sebastian Bach - Organ Works Vol. 20, cpo classic production osnabrück (CD), 2007, (jpc-Link tbc) |
Weblinks: | - Webseite des Vereins zur Erhaltung und kulturellen Nutzung der Stertzingorgel in der St. Petri-Kirche in Büssleben e.V.
- Dokument: Disposition der Orgel von 1768 mit Hinweis auf den Orgelbauer, den "alten Stertzing" - Link zu Schuke (tbc) - Matthias Grünert: Pachelbel Praeludium in d |