Berlin/Prenzlauer Berg, Ss. Corpus Christi: Unterschied zwischen den Versionen
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− | |ANMERKUNGEN = Sichtung durch S.W. - September 2018 | + | |ANMERKUNGEN ='' Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg liegt etwas versteckt die katholische Sanctissimum Corpus Christi-Kirche. 1904 unter ärmlichen Verhältnissen errichtet, wurde sie 1915 bei einem Brand fast vollständig zerstört. Beim Wiederaufbau erhielt sie ihre heutige Gestalt als jüngste neugotische Kirche Berlins mit einem beachtlichen Hochaltar von Georg Schreiner/München und mehreren qualitätvollen Gemälden von Martin . Feuerstein. Der große Raum mit über 600 Sitzplätzen bedurfte einer angemessenen Orgel. |
+ | ''Waren ursprünglich 50-52 Register vorgesehen, wuchs der Entwurf auf endlich 71 Register incl. 5 Transmissionen. Am 6. Dezember 1925 wurde die von der Firma Steinmeyer in Oettingen als op. 1400 errichtete Orgel ein-geweiht. Von fünf zum späteren Einbau vorgesehenen Registern wurden im Laufe der Zeit vier ergänzt, zuletzt im Jahr 1943 (I) noch das Waldhorn 8' und die Bombarde 32'. Somit hat die Orgel heute 70 Register. Die von dem nachmaligen Passauer Domorganisten Otto Dunkelberg entworfene Disposition verwirklicht zum einen konsequent die Ideen der elsässischen Orgelreform. Andererseits dokumentiert das Instrument eine interessante Wechselbeziehung mit dem amerikanischen Orgelbau des 20. | ||
+ | Jahrhunderts. | ||
+ | ''Hans Steinmeyer hatte während und nach dem Ersten Weltkrieg sieben Jahre in den USA gearbeitet. Dieser Einfluß spiegelt sich in den Klaviaturumfängen, dem Radialpedal und den starken Tremulanten, aber auch in der ausgesprochen orchestralen Intonation der Orgel in Ss. Corpus Christi wider. Umgekehrt beeinflusste die Firma Steinmeyer mit der 1930 in der Cathedral of the Blessed Sacrament in Altoona, Pennsylvania errichteten Orgel die stilistische Entwicklung von G. Donald Harrison, dem Inhaber der Firma Aeolian-Skinner. | ||
+ | ''Die Orgel von Ss. Corpus Christi hat den Zweiten Weltkrieg und die Orgelbewegung unbeschadet überstanden. | ||
+ | ''Ihre originale Klanggestalt macht sie zum idealen Medium für die Orgelmusik des frühen 20. Jahrhunderts, inpiriert aber vor allem auch zum Experimentieren mit dem Klang abseits puristischer Richtigkeiten.'' (vgl. Kondziella [1]). | ||
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+ | Jahrzehntelang machten der Zustand der elektrischen Teile und des Leders und eine ungewöhnlich starke Verschmutzung eine baldige Restaurierung unumgänglich, diese konnte jedoch erst 2018 realisiert werden. | ||
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+ | Es handelt sich um eine der herausragenden Denkmalorgeln der Spätromantik in Berlin. Anzumerken ist, dass die Restaurierung | ||
+ | ohne das unermüdliche Engagement von Martin Kondziella nicht möglich gewesen wäre, der den Wert des Instruments öffentlich bekannt machte. | ||
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− | + | '''Charles Marie Widor (1844-1937): Finale aus der IV. Orgelsinfonie - Martin Kondziella: <youtube>https://www.youtube.com/watch?v=hc9wf1xXzjw</youtube> | |
− | + | '''Martin Kondziella spielt Julius Reubke | |
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Aktuelle Version vom 17. Oktober 2024, 18:14 Uhr
Adresse: 10437 Berlin-Prenzlauer Berg, Berlin, Deutschland
Gebäude: Katholische Pfarrkirche Sanctissimum Corpus Christi
Orgelbauer: | G. F. Steinmeyer & Co.; Opus: 1400 |
Baujahr: | 1925 |
Geschichte der Orgel: | 2018 Restaurierung durch Fleiter und Eisenschmid (Spieltisch) |
Windladen: | Taschenladen |
Spieltraktur: | elektropneumatisch |
Registertraktur: | elektropneumatisch |
Registeranzahl: | 65 (70) |
Manuale: | 3 C-c4 |
Pedal: | 1 C-f1 |
Spielhilfen, Koppeln: | Koppeln:
Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P Suboktavkoppeln: II/I, III/I, III/II, III/III Superoktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, II/II, III/II, III/III, I/P, III/P, P/P Melodiekoppeln: II/I, III/I
|
Disposition
I Hauptwerk | II Schwellwerk 1 | III Schwellwerk 2 | Pedal |
Principal 16'
Großflöte 16' Principal major 8' Doppelflöte 8' Gedeckt 8' Violoncello 8' Dolce 8' Octave 4' Rohrflöte 4' Viola 4' Octave 2' Rauschquinte 2f 22/3' Mixtur 4-6f 2' Cimbel 3f 1' Kornett 3-5f 8' Trompete 16' Tuba 8' Große Glocken (E, G-g1) |
Bordun 16'
Principal minor 8' Wienerflöte 8' Gedeckt 8' Quintatön 8' Gamba 8' Unda maris 8' Kleinprincipal 4' Traversflöte 4' Salicet 4' Piccolo 2' Sesquialter 2f 22/3' Progressio 3-5f 22/3' Waldhorn 8' Klarinette 8' Tremolo |
Stillgedeckt 16'
Hornprincipal 8' Konzertflöte 8' Gemshorn 8' Lieblich Gedeckt 8' Aeoline 8' Vox coelestis 8' Prestant 4' Fernflöte 4' Violine 4' Nasard 22/3' Flautino 2' Terz 13/5' Septime 11/7' None 8/9' Campanella 4f 2' Fagott 16' [1] Feldtrompete 8' Oboe 8' Vox humana 8' Klarine 4' Tremolo |
Principalbass 32'
Principalbass 16' Violon 16' Subbass 16' Echobass 16' [2] Quintbass 102/3' Octavbass 8' Gedecktbass 8' Gambenbass 8'[3] Choralbass 4' Pedalcornett 31/5' Mixturbass 4f 22/3' Bombarde 32' Posaune 16' Fagottbass 16' [4] Trompete 8' [5] Bassklarine 4' [6] |
Anmerkungen:
- ↑ Durchschlagend
- ↑ Transmission aus dem Schwellwerk 2 (III), Stillgedeckt 16'
- ↑ Transmission aus dem Schwellwerk 2 (III), Aeoline 8'
- ↑ Transmission aus dem Schwellwerk 2 (III), Fagott 16' (Durchschlagend)
- ↑ Transmission aus dem Schwellwerk 2 (III), Feldtrompete 8'
- ↑ Transmission aus dem Schwellwerk 2 (III), Klarine 4'
Bibliographie
Anmerkungen: | Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg liegt etwas versteckt die katholische Sanctissimum Corpus Christi-Kirche. 1904 unter ärmlichen Verhältnissen errichtet, wurde sie 1915 bei einem Brand fast vollständig zerstört. Beim Wiederaufbau erhielt sie ihre heutige Gestalt als jüngste neugotische Kirche Berlins mit einem beachtlichen Hochaltar von Georg Schreiner/München und mehreren qualitätvollen Gemälden von Martin . Feuerstein. Der große Raum mit über 600 Sitzplätzen bedurfte einer angemessenen Orgel.
Waren ursprünglich 50-52 Register vorgesehen, wuchs der Entwurf auf endlich 71 Register incl. 5 Transmissionen. Am 6. Dezember 1925 wurde die von der Firma Steinmeyer in Oettingen als op. 1400 errichtete Orgel ein-geweiht. Von fünf zum späteren Einbau vorgesehenen Registern wurden im Laufe der Zeit vier ergänzt, zuletzt im Jahr 1943 (I) noch das Waldhorn 8' und die Bombarde 32'. Somit hat die Orgel heute 70 Register. Die von dem nachmaligen Passauer Domorganisten Otto Dunkelberg entworfene Disposition verwirklicht zum einen konsequent die Ideen der elsässischen Orgelreform. Andererseits dokumentiert das Instrument eine interessante Wechselbeziehung mit dem amerikanischen Orgelbau des 20. Jahrhunderts. Hans Steinmeyer hatte während und nach dem Ersten Weltkrieg sieben Jahre in den USA gearbeitet. Dieser Einfluß spiegelt sich in den Klaviaturumfängen, dem Radialpedal und den starken Tremulanten, aber auch in der ausgesprochen orchestralen Intonation der Orgel in Ss. Corpus Christi wider. Umgekehrt beeinflusste die Firma Steinmeyer mit der 1930 in der Cathedral of the Blessed Sacrament in Altoona, Pennsylvania errichteten Orgel die stilistische Entwicklung von G. Donald Harrison, dem Inhaber der Firma Aeolian-Skinner. Die Orgel von Ss. Corpus Christi hat den Zweiten Weltkrieg und die Orgelbewegung unbeschadet überstanden. Ihre originale Klanggestalt macht sie zum idealen Medium für die Orgelmusik des frühen 20. Jahrhunderts, inpiriert aber vor allem auch zum Experimentieren mit dem Klang abseits puristischer Richtigkeiten. (vgl. Kondziella [1]). Jahrzehntelang machten der Zustand der elektrischen Teile und des Leders und eine ungewöhnlich starke Verschmutzung eine baldige Restaurierung unumgänglich, diese konnte jedoch erst 2018 realisiert werden. Es handelt sich um eine der herausragenden Denkmalorgeln der Spätromantik in Berlin. Anzumerken ist, dass die Restaurierung ohne das unermüdliche Engagement von Martin Kondziella nicht möglich gewesen wäre, der den Wert des Instruments öffentlich bekannt machte. |
Quellen/Sichtungen: | Sichtung durch S.W. - September 2018 |
Literatur: | [1] Martin Kondziella: Die Steinmeyer-Orgel der Ss. Corpus Christi-Kirche zu Berlin (1925). Ars Organi 49, 2001, 176. |
Weblinks: | Webseite der Steinmeyer-Orgel |
Videos
Henri Nibelle: Cantate Domino - Jonas Schauer
Charles Marie Widor (1844-1937): Finale aus der IV. Orgelsinfonie - Martin Kondziella:
Martin Kondziella spielt Julius Reubke
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