Solms/Albshausen, Evangelische Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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|GEHÄUSE        = um 1750 von Johann Georg Dreuth für die evangelische Kirche zu Schöffengrund-Niederwetz erbaut, 1955 von E. F. Walcker nach Albshausen überführt.
|GESCHICHTE      = E. F. Walcker überführte 1955 das in Hüttenberg-Reiskirchen abgebaute Orgelgehäuse und die historische Windlade, die Walcker im Rahmen des dortigen Orgeneubaus dort abgebaut und eingelagert hatte. Als op. 3055 (Baujahr 1955 nach der Opusliste Walcker, bei Bösken ist 1954 als Baujahr genannt) errichtete Walcker darin ein Instrument, das aus zusammengestückelten Teilen und minderwertigem Material gefertigt war. Dies führte schon bald zu technischen Problemen aber auch zu klanglichen Unzulänglichkeiten.
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|GESCHICHTE      = E. F. Walcker baute 1952 für die Kirche zu Schöffengrund-Niederwetz eine neue Orgel und übernahm die alte Orgel in die Ludwigsburger Werkstatt. Sie war in diesem Rahmen als nicht mehr reparabel eingestuft worden. Dies war jedoch für die alte Orgel eine Rettung, denn die Niederwetzer Kirche wurde höchstwahrscheinlich zusammen mit ihrer neuen Walcker-Orgel am 6. November 1952 durch einen Blitzeinschlag vollkommen zerstört.
  
Daher wurde 1980 durch Günther Hardt eine grundlegende Überholung, durchgeführt, wobei auch sämtliches Manualpfeifenwerk neu gefertigt wurde. Auch eine Pedallade mit Trompete 8' und Subbaß 16' wurde nun ergänzt. Daher wird die Orgel hier als Neubau dieser Werkstatt zugeordnet.
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Walcker reparierte das zuvor als nicht mehr erhaltenswert eingestufte Instrument, benutzte dazu jedoch minderwertiges Material, Pfeifen aus Beständen der Werkstatt, baute eine aus einfachsten Mitteln erstellte  Mechanik ein und überstrich die ursprüngliche Gehäusefassung. Neben Gehäuse und Windlade aus 1750 wurde kein weiteres historisches Material verwendet, auch der ursprünglich in Niederwetz noch vorhandene Subbaß wurde dabei nicht wiederhergestellt. So wurde die Orgel im Gemeindesaal der Frankfurter Luthergemeinde aufgestellt und in einer Fachzeitschrift (mit Foto) über eine "gelungene Restaurierung eines barocken Orgelwerks" berichtet.
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Diese Veröffentlichung wurde auch von für die Orgeln der Rheinischen Kirche verantwortlichen Personen wahrgenommen und in der Folge ein Rechtsstreit über die Rückführung der vormals einer Restaurierung nicht würdig erachteten Orgel in den Hoheitsbereich der Rheinischen Landeskirche (oder sogar den Kirchenkreis Wetzlar) angestrengt. Dies wurde vom Gericht in seinem Urteil bestätigt und zugleich der Kaufpreis für den neuen Aufstellungsort auf die Summe beschränkt, zu der Walcker das alte Instrument beim Neubau in Niederwetz in Zahlung genommen hatte (6.000 DM).
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Der Abbau in Frankfurt erfolgte im September 1955, der Aufbau in Albshausen im Oktober 1955 als op. 3055<ref>Das Baujahr 1955 ist der Festschrift zur Wiedereinweihung 1982 entnommen, es entspricht der Angabe in der Opusliste Walcker, bei Bösken ist 1954 als Baujahr genannt.</ref>. Dabei wurde die Orgel auf der Empore vor einer Holzwand aufgestellt, die den Raum absperrte, der eigentlich für die Aufstellung einer Orgel bauseitig vorgesehen war. Dadurch wurde der Platz auf der Empore eingeengt und der Zugang war nicht in voller Breite nutzbar.
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Die Fertigung der Orgel aus zusammengestückelten Teilen und minderwertigem Material führte schon bald zu technischen Problemen aber auch zu klanglichen Unzulänglichkeiten, die teilweise teure Reparaturen ("mit einigen Tausend Mark Kosten"<ref>Festschrift 1982, S. 17</ref>) erforderlich machten.
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1969 wurde die Windlade ausgebaut und in der Werkstatt von Günther Hardt in Möttau abgedichtet.
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1973 wurde die gesamte Windversorgung durch denselben Orgelbauer ersetzt.
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Im Frühjar 1980 wurde die Orgel durch Günther Hardt bis auf das Gehäuse abgebaut und während der stattfindenden Kirchenrenovierung eingelagert. Die Kirchenrenovierung ermöglichte es, die den Orgelraum abteilende Holzwand zu öffnen und das Orgelgehäuse auf der Empore um etwa 1 Meter nach hinten in den bauseits für eine Orgel vorgesehenen Raum zu rücken. Damit wurde der Zugang zur Empore wieder frei nutzbar. Im September 1981 konnte zudem die originale Farbgebung des Gehäuses freigelegt und wiederhergestellt werden, diese Arbeiten wurden von dem Kirchenmaler K. B. Beierlein, Lohra-Damm, ausgeführt.
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1982 wurde durch Günther Hardt eine grundlegende Überholung des Orgelwerks durchgeführt, wobei auch sämtliches Manualpfeifenwerk nach der vorgefundenen historischen Disposition nach "Barockmensuren" neu gefertigt wurden. Traktur, Manualklaviatur und Koppelanlage wurden ganz oder zumindest teilweise erneuert, ein vormals vorhandener Tremulant wieder ergänzt, eine Gehäuserückwand und -abdeckungen sowie das Notenpult erneuert und der Orgelraum, in dem neben der Windversorgung auch das nun wieder ergänzte Pedalwerk mit zwei Registern untergebracht sind, mit einer neuen Wand aus betuchten Gitterelementen abgeschlossen. Daher wird die Orgel hier als Neubau dieser Werkstatt zugeordnet.
 
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Quinte 1 1/3'
  
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|LITERATUR      = Bösken, Franz: ''Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (=Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte'', Band 7,1), Band 2: ''Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden.'' Teil 1: ''A–K'', S. 17, Schott, Mainz, 1975, ISBN=3-7957-1307-2
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Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Albshausen (Hrsg.), Orgel der Evangelischen Kirche von Solms-Albshausen, Festschrift zur Wiedereinweihung der Orgel am Sonntag, dem 14.03.1982, Solms-Albshausen 1982
 
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File:Solms-Albshausen - ev Kirche - Orgel - Register 1.jpg|Spieltischdetail: Manubrien links
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File:Solms-Albshausen - ev Kirche - Orgel - Register 2.jpg|Spieltischdetail: Manubrien rechts
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Aktuelle Version vom 10. Oktober 2021, 22:28 Uhr


Prospekt
Prospekt
Prospekt
Spielanlage
Orgelbauer: Günther Hardt, Weilmünster-Möttau
Baujahr: 1982
Geschichte der Orgel: E. F. Walcker baute 1952 für die Kirche zu Schöffengrund-Niederwetz eine neue Orgel und übernahm die alte Orgel in die Ludwigsburger Werkstatt. Sie war in diesem Rahmen als nicht mehr reparabel eingestuft worden. Dies war jedoch für die alte Orgel eine Rettung, denn die Niederwetzer Kirche wurde höchstwahrscheinlich zusammen mit ihrer neuen Walcker-Orgel am 6. November 1952 durch einen Blitzeinschlag vollkommen zerstört.

Walcker reparierte das zuvor als nicht mehr erhaltenswert eingestufte Instrument, benutzte dazu jedoch minderwertiges Material, Pfeifen aus Beständen der Werkstatt, baute eine aus einfachsten Mitteln erstellte Mechanik ein und überstrich die ursprüngliche Gehäusefassung. Neben Gehäuse und Windlade aus 1750 wurde kein weiteres historisches Material verwendet, auch der ursprünglich in Niederwetz noch vorhandene Subbaß wurde dabei nicht wiederhergestellt. So wurde die Orgel im Gemeindesaal der Frankfurter Luthergemeinde aufgestellt und in einer Fachzeitschrift (mit Foto) über eine "gelungene Restaurierung eines barocken Orgelwerks" berichtet.

Diese Veröffentlichung wurde auch von für die Orgeln der Rheinischen Kirche verantwortlichen Personen wahrgenommen und in der Folge ein Rechtsstreit über die Rückführung der vormals einer Restaurierung nicht würdig erachteten Orgel in den Hoheitsbereich der Rheinischen Landeskirche (oder sogar den Kirchenkreis Wetzlar) angestrengt. Dies wurde vom Gericht in seinem Urteil bestätigt und zugleich der Kaufpreis für den neuen Aufstellungsort auf die Summe beschränkt, zu der Walcker das alte Instrument beim Neubau in Niederwetz in Zahlung genommen hatte (6.000 DM).

Der Abbau in Frankfurt erfolgte im September 1955, der Aufbau in Albshausen im Oktober 1955 als op. 3055[1]. Dabei wurde die Orgel auf der Empore vor einer Holzwand aufgestellt, die den Raum absperrte, der eigentlich für die Aufstellung einer Orgel bauseitig vorgesehen war. Dadurch wurde der Platz auf der Empore eingeengt und der Zugang war nicht in voller Breite nutzbar.

Die Fertigung der Orgel aus zusammengestückelten Teilen und minderwertigem Material führte schon bald zu technischen Problemen aber auch zu klanglichen Unzulänglichkeiten, die teilweise teure Reparaturen ("mit einigen Tausend Mark Kosten"[2]) erforderlich machten.

1969 wurde die Windlade ausgebaut und in der Werkstatt von Günther Hardt in Möttau abgedichtet.

1973 wurde die gesamte Windversorgung durch denselben Orgelbauer ersetzt.

Im Frühjar 1980 wurde die Orgel durch Günther Hardt bis auf das Gehäuse abgebaut und während der stattfindenden Kirchenrenovierung eingelagert. Die Kirchenrenovierung ermöglichte es, die den Orgelraum abteilende Holzwand zu öffnen und das Orgelgehäuse auf der Empore um etwa 1 Meter nach hinten in den bauseits für eine Orgel vorgesehenen Raum zu rücken. Damit wurde der Zugang zur Empore wieder frei nutzbar. Im September 1981 konnte zudem die originale Farbgebung des Gehäuses freigelegt und wiederhergestellt werden, diese Arbeiten wurden von dem Kirchenmaler K. B. Beierlein, Lohra-Damm, ausgeführt.

1982 wurde durch Günther Hardt eine grundlegende Überholung des Orgelwerks durchgeführt, wobei auch sämtliches Manualpfeifenwerk nach der vorgefundenen historischen Disposition nach "Barockmensuren" neu gefertigt wurden. Traktur, Manualklaviatur und Koppelanlage wurden ganz oder zumindest teilweise erneuert, ein vormals vorhandener Tremulant wieder ergänzt, eine Gehäuserückwand und -abdeckungen sowie das Notenpult erneuert und der Orgelraum, in dem neben der Windversorgung auch das nun wieder ergänzte Pedalwerk mit zwei Registern untergebracht sind, mit einer neuen Wand aus betuchten Gitterelementen abgeschlossen. Daher wird die Orgel hier als Neubau dieser Werkstatt zugeordnet.

Gehäuse: um 1750 von Johann Georg Dreuth für die evangelische Kirche zu Schöffengrund-Niederwetz erbaut, 1955 von E. F. Walcker nach Albshausen überführt.
Stimmtonhöhe: a¹ = 440 Hz
Temperatur (Stimmung): "Temperierte Stimmung, gemilderte Barockintonation ausgeführt durch J. Wilbrand"[3]
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 8 Register
Manuale: 1 Manual, Tonumfang: C-f³
Pedal: Tonumfang: C-d¹
Spielhilfen, Koppeln: Coppel (Manual/Pedal)





Disposition seit der Wiederherstellung 1982 nach der Beschriftung am Spieltisch

Manual Pedalwerk
Gedackt 8'

Prinzipal 4'

Rohrflöte 4'

Oktave 2'

Quinte 1 1/3'

Mixtur 1'[4]


Tremulant

Subbaß 16'

Trompete 8'




Disposition nach Bösken nach der Errichtung der Orgel 1955 bis 1980

Manual Pedalwerk
Gedackt 8'

Prinzipal 4'

Rohrflöte 4'

Oktave 2'

Quinte 1 1/3'

Mixtur III 1'

angehängt


Anmerkungen
  1. Das Baujahr 1955 ist der Festschrift zur Wiedereinweihung 1982 entnommen, es entspricht der Angabe in der Opusliste Walcker, bei Bösken ist 1954 als Baujahr genannt.
  2. Festschrift 1982, S. 17
  3. Festschrift 1982, S. 32f.
  4. Eine Chorzahl ist am Spieltisch nicht angegeben, die Mixtur ist dreifach, was neben der klanglichen Prüfung auch durch die Darstellung in der Festschrift bestätigt wird.



Bibliographie

Anmerkungen: Eigene Aufzeichnung durch Nutzer jrbecker am 08.06.2019
Literatur: Bösken, Franz: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (=Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte, Band 7,1), Band 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 1: A–K, S. 17, Schott, Mainz, 1975, ISBN=3-7957-1307-2

Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Albshausen (Hrsg.), Orgel der Evangelischen Kirche von Solms-Albshausen, Festschrift zur Wiedereinweihung der Orgel am Sonntag, dem 14.03.1982, Solms-Albshausen 1982