Schleiden, Schlosskirche St. Philippus und Jakobus: Unterschied zwischen den Versionen

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|GESCHICHTE      = Aufgrund in der Orgel vorgefundener Papierstreifen zur Abdichtung wird 1770 als Baujahr vermutet. Dokumente aus der Bauzeit sind nicht vorhanden, daher liegen die  Informationen über die Orgel bis ins 19. Jhdt. im Dunkeln. Ab 1840 lässt sich belegen, dass die im nahen Reifferscheid ansässige Orgelbauwerkstatt der Gebrüder Müller Pflege und Stimmung der Orgel übernommen hat. 1865 erfolgt durch diese Werkstatt der Einbau eines freien Pedals. Die Orgel verfügte offenbar nur um ein (angehängtes) Pedal C-c° mit zumindest einer Posaune 16'. Es werden die Register Violon 16', Subbaß 16', Oktav 8' zu der vorhandenen Posaune 16' gebaut. Der Tonumfang wird von C-c° auf C-f° erweitert. Nur die vorhandene Posaune 16' bleibt auf C-c° beschränkt. 1899 bauen die Gebrüder Müller im Hauptwerk eine neue Gambe ein. 1900 erfolgt eine Reinigung der Orgel. Vermutlich wird in diesem Zeitraum auch ein neuer Spielschrank angefertigt, der aber einige Diskrepanzen aufweist: Während die neuen Manualklaviaturen bis f³ reichen, sind die Windladen nur bis d³ gebaut. Auch im Pedal trifft der neue Umfang von C-c' weiterhin auf die beiden geteilten Windladen von C-f°. Vielleicht hatte man eine Vergrößerung der Windladen ins Auge gefasst, die aber -aus ungeklärten Gründen- nicht erfolgte. Aufgrund des hohen Denkmalwertes des Instruments entgeht dieses 1917 der Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken. Die mechanische Gebläseanlage wird mit einem elektrischen Gebläse ausgerüstet. Die alten Spanbälge dienen jetzt als Magazinbälge.1946 werden dringend notwendige Reparaturen ausgeführt. Es wird eine neue Pedallade (Schleiflade für 8 Register) mit 30 Tönen hinter der Orgel aufgestellt. Die vorhandenen Register werden um die fehlenden Töne bis f' ergänzt. Die Viola die Gamba 8' wandert aus dem Hauptwerk ins Pedal. Die freie Schleife im Hauptwerk wird mit Gedackt 4' aus dem Rückpositiv besetzt. Dieses Register wird im Rückpositiv durch eine neue Flöte 4' ersetzt. Schwerwiegender ist der Eingriff in die Windversorgung: Die originale Balganlage im Untergehäuse wird entfernt und durch einen neuen Doppelfaltenbalg als Magazinbalg ersetzt. Der Winderzeuger, der im Krieg zerstört wurden, wird erneuert und ebenfalls in das Gehäuse verlegt. Mit der neuen Windversorgung erfolgt gleichfalls eine Erhöhung des Winddrucks, der die vorhandene Stimmung nach oben treibt.
 
|GESCHICHTE      = Aufgrund in der Orgel vorgefundener Papierstreifen zur Abdichtung wird 1770 als Baujahr vermutet. Dokumente aus der Bauzeit sind nicht vorhanden, daher liegen die  Informationen über die Orgel bis ins 19. Jhdt. im Dunkeln. Ab 1840 lässt sich belegen, dass die im nahen Reifferscheid ansässige Orgelbauwerkstatt der Gebrüder Müller Pflege und Stimmung der Orgel übernommen hat. 1865 erfolgt durch diese Werkstatt der Einbau eines freien Pedals. Die Orgel verfügte offenbar nur um ein (angehängtes) Pedal C-c° mit zumindest einer Posaune 16'. Es werden die Register Violon 16', Subbaß 16', Oktav 8' zu der vorhandenen Posaune 16' gebaut. Der Tonumfang wird von C-c° auf C-f° erweitert. Nur die vorhandene Posaune 16' bleibt auf C-c° beschränkt. 1899 bauen die Gebrüder Müller im Hauptwerk eine neue Gambe ein. 1900 erfolgt eine Reinigung der Orgel. Vermutlich wird in diesem Zeitraum auch ein neuer Spielschrank angefertigt, der aber einige Diskrepanzen aufweist: Während die neuen Manualklaviaturen bis f³ reichen, sind die Windladen nur bis d³ gebaut. Auch im Pedal trifft der neue Umfang von C-c' weiterhin auf die beiden geteilten Windladen von C-f°. Vielleicht hatte man eine Vergrößerung der Windladen ins Auge gefasst, die aber -aus ungeklärten Gründen- nicht erfolgte. Aufgrund des hohen Denkmalwertes des Instruments entgeht dieses 1917 der Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken. Die mechanische Gebläseanlage wird mit einem elektrischen Gebläse ausgerüstet. Die alten Spanbälge dienen jetzt als Magazinbälge.1946 werden dringend notwendige Reparaturen ausgeführt. Es wird eine neue Pedallade (Schleiflade für 8 Register) mit 30 Tönen hinter der Orgel aufgestellt. Die vorhandenen Register werden um die fehlenden Töne bis f' ergänzt. Die Viola die Gamba 8' wandert aus dem Hauptwerk ins Pedal. Die freie Schleife im Hauptwerk wird mit Gedackt 4' aus dem Rückpositiv besetzt. Dieses Register wird im Rückpositiv durch eine neue Flöte 4' ersetzt. Schwerwiegender ist der Eingriff in die Windversorgung: Die originale Balganlage im Untergehäuse wird entfernt und durch einen neuen Doppelfaltenbalg als Magazinbalg ersetzt. Der Winderzeuger, der im Krieg zerstört wurden, wird erneuert und ebenfalls in das Gehäuse verlegt. Mit der neuen Windversorgung erfolgt gleichfalls eine Erhöhung des Winddrucks, der die vorhandene Stimmung nach oben treibt.
 
1955/56 erfolgt eine umfassende Überholung der Orgel durch die Orgelbauwerkstätten Willi Peter (Köln) und Josef Weimbs (Hellenthal). Trakturen, Koppeln und Klaviaturen werden vollständig erneuert, die Windladen werden abgedichtet und erhalten Teleskopdichtungen. Ventile, Ventilfedern und Pulpeten werden neu gefertigt. Um eine bequemere Handhabung zu erreichen, werden die Registerzüge umgelegt. Das Register Gedackt 4' wandert wieder ins Rückpositiv und ins Hauptwerk wird eine Cymbel 1/4' gesetzt. Im Pedal sind jetzt folgende Register zu finden: Subbaß 16', Violon 16', Oktave 8', Choralbaß 4', Posaune 16'.  
 
1955/56 erfolgt eine umfassende Überholung der Orgel durch die Orgelbauwerkstätten Willi Peter (Köln) und Josef Weimbs (Hellenthal). Trakturen, Koppeln und Klaviaturen werden vollständig erneuert, die Windladen werden abgedichtet und erhalten Teleskopdichtungen. Ventile, Ventilfedern und Pulpeten werden neu gefertigt. Um eine bequemere Handhabung zu erreichen, werden die Registerzüge umgelegt. Das Register Gedackt 4' wandert wieder ins Rückpositiv und ins Hauptwerk wird eine Cymbel 1/4' gesetzt. Im Pedal sind jetzt folgende Register zu finden: Subbaß 16', Violon 16', Oktave 8', Choralbaß 4', Posaune 16'.  
1987/88 erfolgt durch die Orgelbauwerkstatt Weimbs eine umfassende Restaurierung. Es wird der Zustand von 1770 angestrebt, allerdings unter Beibehaltung des erweiterten Pedals. Die veränderte Registertraktur wird wieder in den Urzustand zurück gebracht. Als Vorlage diente die Manubrienform der König-Orgel in der Waalse-Kerk in Arnhem (Niederlande). Auch die Klaviaturen sind nach diesem Vorbild neu gefertigt worden. Die Spieltraktur wurde als Hängetraktur neu gefertigt. Die vermutlich als Manualschiebekoppel vorhandene Manualkoppel wurde als Wippenkoppel neu gebaut. die rissigen Windladen wurden ausgespänt und ausgegossen. Die unpassend erneurten Ventile wurden nach historischen Vorbildern neu gefertigt. Die 1956 eingbaute Cymbel wurde wieder aus dem Hauptwerk entfernt. Hier wurde eine Flaut 4' eingebaut. Im Rückpositiv wurde ein Tremulant ergänzt. Der Winddruck wurde für die Manuale auf 70mm/WS festgelegt, für das Pedal auf 75mm/WS. Die Stimmung wurde nach Kirnberger II bei einer Tonhöhe von 463,27 Hz für a' bei 18°C gelegt.
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1987/88 erfolgt durch die Orgelbauwerkstatt Weimbs eine umfassende Restaurierung. Es wird der Zustand von 1770 angestrebt, allerdings unter Beibehaltung des erweiterten Pedals. Die veränderte Registertraktur wird wieder in den Urzustand zurück gebracht. Als Vorlage diente die Manubrienform der König-Orgel in der Waalse-Kerk in Arnhem (Niederlande). Auch die Klaviaturen sind nach diesem Vorbild neu gefertigt worden. Die Spieltraktur wurde als Hängetraktur neu gefertigt. Die vermutlich als Manualschiebekoppel vorhandene Manualkoppel wurde als Wippenkoppel neu gebaut. die rissigen Windladen wurden ausgespänt und ausgegossen. Die unpassend erneuerten Ventile wurden nach historischen Vorbildern neu gefertigt. Die 1956 eingbaute Cymbel wurde wieder aus dem Hauptwerk entfernt. Hier wurde eine Flaut 4' eingebaut. Im Rückpositiv wurde ein Tremulant ergänzt. Der Winddruck wurde für die Manuale auf 70mm/WS festgelegt, für das Pedal auf 75mm/WS. Die Stimmung wurde nach Kirnberger II bei einer Tonhöhe von 463,27 Hz für a' bei 18°C gelegt.
 
|STIMMTONHÖHE    = a' = 463,27 Hz
 
|STIMMTONHÖHE    = a' = 463,27 Hz
 
|TEMPERATUR      = Kirnberger II
 
|TEMPERATUR      = Kirnberger II

Aktuelle Version vom 5. Juli 2024, 07:26 Uhr


Schlosskirche Schleiden, König-Orgel
König-Orgel von 1770
Spieltisch
Spieltisch
Orgelbauer: Christian Ludwig König
Baujahr: 1770
Geschichte der Orgel: Aufgrund in der Orgel vorgefundener Papierstreifen zur Abdichtung wird 1770 als Baujahr vermutet. Dokumente aus der Bauzeit sind nicht vorhanden, daher liegen die Informationen über die Orgel bis ins 19. Jhdt. im Dunkeln. Ab 1840 lässt sich belegen, dass die im nahen Reifferscheid ansässige Orgelbauwerkstatt der Gebrüder Müller Pflege und Stimmung der Orgel übernommen hat. 1865 erfolgt durch diese Werkstatt der Einbau eines freien Pedals. Die Orgel verfügte offenbar nur um ein (angehängtes) Pedal C-c° mit zumindest einer Posaune 16'. Es werden die Register Violon 16', Subbaß 16', Oktav 8' zu der vorhandenen Posaune 16' gebaut. Der Tonumfang wird von C-c° auf C-f° erweitert. Nur die vorhandene Posaune 16' bleibt auf C-c° beschränkt. 1899 bauen die Gebrüder Müller im Hauptwerk eine neue Gambe ein. 1900 erfolgt eine Reinigung der Orgel. Vermutlich wird in diesem Zeitraum auch ein neuer Spielschrank angefertigt, der aber einige Diskrepanzen aufweist: Während die neuen Manualklaviaturen bis f³ reichen, sind die Windladen nur bis d³ gebaut. Auch im Pedal trifft der neue Umfang von C-c' weiterhin auf die beiden geteilten Windladen von C-f°. Vielleicht hatte man eine Vergrößerung der Windladen ins Auge gefasst, die aber -aus ungeklärten Gründen- nicht erfolgte. Aufgrund des hohen Denkmalwertes des Instruments entgeht dieses 1917 der Abgabe der Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken. Die mechanische Gebläseanlage wird mit einem elektrischen Gebläse ausgerüstet. Die alten Spanbälge dienen jetzt als Magazinbälge.1946 werden dringend notwendige Reparaturen ausgeführt. Es wird eine neue Pedallade (Schleiflade für 8 Register) mit 30 Tönen hinter der Orgel aufgestellt. Die vorhandenen Register werden um die fehlenden Töne bis f' ergänzt. Die Viola die Gamba 8' wandert aus dem Hauptwerk ins Pedal. Die freie Schleife im Hauptwerk wird mit Gedackt 4' aus dem Rückpositiv besetzt. Dieses Register wird im Rückpositiv durch eine neue Flöte 4' ersetzt. Schwerwiegender ist der Eingriff in die Windversorgung: Die originale Balganlage im Untergehäuse wird entfernt und durch einen neuen Doppelfaltenbalg als Magazinbalg ersetzt. Der Winderzeuger, der im Krieg zerstört wurden, wird erneuert und ebenfalls in das Gehäuse verlegt. Mit der neuen Windversorgung erfolgt gleichfalls eine Erhöhung des Winddrucks, der die vorhandene Stimmung nach oben treibt.

1955/56 erfolgt eine umfassende Überholung der Orgel durch die Orgelbauwerkstätten Willi Peter (Köln) und Josef Weimbs (Hellenthal). Trakturen, Koppeln und Klaviaturen werden vollständig erneuert, die Windladen werden abgedichtet und erhalten Teleskopdichtungen. Ventile, Ventilfedern und Pulpeten werden neu gefertigt. Um eine bequemere Handhabung zu erreichen, werden die Registerzüge umgelegt. Das Register Gedackt 4' wandert wieder ins Rückpositiv und ins Hauptwerk wird eine Cymbel 1/4' gesetzt. Im Pedal sind jetzt folgende Register zu finden: Subbaß 16', Violon 16', Oktave 8', Choralbaß 4', Posaune 16'. 1987/88 erfolgt durch die Orgelbauwerkstatt Weimbs eine umfassende Restaurierung. Es wird der Zustand von 1770 angestrebt, allerdings unter Beibehaltung des erweiterten Pedals. Die veränderte Registertraktur wird wieder in den Urzustand zurück gebracht. Als Vorlage diente die Manubrienform der König-Orgel in der Waalse-Kerk in Arnhem (Niederlande). Auch die Klaviaturen sind nach diesem Vorbild neu gefertigt worden. Die Spieltraktur wurde als Hängetraktur neu gefertigt. Die vermutlich als Manualschiebekoppel vorhandene Manualkoppel wurde als Wippenkoppel neu gebaut. die rissigen Windladen wurden ausgespänt und ausgegossen. Die unpassend erneuerten Ventile wurden nach historischen Vorbildern neu gefertigt. Die 1956 eingbaute Cymbel wurde wieder aus dem Hauptwerk entfernt. Hier wurde eine Flaut 4' eingebaut. Im Rückpositiv wurde ein Tremulant ergänzt. Der Winddruck wurde für die Manuale auf 70mm/WS festgelegt, für das Pedal auf 75mm/WS. Die Stimmung wurde nach Kirnberger II bei einer Tonhöhe von 463,27 Hz für a' bei 18°C gelegt.

Stimmtonhöhe: a' = 463,27 Hz
Temperatur (Stimmung): Kirnberger II
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 28
Manuale: 2 C-d3
Pedal: 1 C-f1
Spielhilfen, Koppeln: I/II, II/P



Disposition

I Rückpositiv II Hauptwerk Pedal
Hollfeif 8'

Flat traver 8' D

Praestant 4'

Flaut dous 4'

Superoctav 2'

Quint 11/3'

Carillon 3f D

Mixtur 3f D

Hautbois 8' D

Vox humana 8'

Tremulant (1988)

Bourdon 16'

Praestant 8'

Hollfeif 8'

Gemshorn 8'

Octav 4'

Flaut 4' (1988)

Quint 3'

Superoctav 2'

Terz 13/5'

Mixtur 5f

Cornett 4f D

Trompet 8' B/D (1988)

Clarin 4' B (1988)

Violon 16' (1865)

Subbaß 16' (1956)

Octav 8' (1923)

Gedecktbaß 8' (1988)

Choralbaß 4' (1947)

Bombart 16' (1988)

Trompet 8' (1988)




Bibliographie

Anmerkungen: Sichtung durch Marco Ellmer - Januar 2018
Literatur: "Die Orgel der Schloßkirche zu Schleiden", Rheinische Kunststätten, Heft 381, 1. Auflage 1993, Herausgeber: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln