Hamburg, Laeiszhalle

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Hamburg Laeiszhalle Orgel.JPG
Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal -- Innenansicht Bühne.JPG
Alternativer Name: Laeisz-Musikhalle; Musikhalle
Orgelbauer: Rudolf von Beckerath Orgelbau (Hamburg)
Baujahr: 1950, opus 1[1]
Geschichte der Orgel: Obwohl die Laeiszhalle den 2. Weltkrieg praktisch unbeschadet überstand, baute man 1951 - dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend - eine moderne Konzertorgel mit neobarockem Charakter ein. Der junge Rudolf von Beckerath, der sich gerade erst selbständig gemacht hatte, durfte das Instrument bauen. Im Lauf der Jahrzehnte empfand man jenes Klangbild der Beckerath-Orgel jedoch als mehr und mehr unpassend, und das Instrument geriet in Vergessenheit. Aktuell ist ein Neubau in Form einer Kopie der ursprünglichen Walcker-Orgel, der bis zum Ende der Sanierung der Halle fertig gestellt werden soll, geplant. Die Beckerath-Orgel wurde zum symbolischen Preis von einem Euro an die Stadtkirchengemeinde Münchberg (Oberfranken) verkauft, wo sie 2023/24 aufgebaut werden soll.

In der Laeiszhalle soll bis Herbst 2026 die Rekonstruktion der Walcker-Orgel durch die Firmen Klais und Lenter erreichtet werden (vgl. Pressemeldung).

Umbauten: 1968 - Umbau durch Rudolf von Beckerath

1972 - Umbau durch die Werkstatt Rudolf von Beckerath: Einbau des Dulcian 16'

1992/94 - Umbau durch die Werkstatt Rudolf von Beckerath: Stillegung der bis dahin vorhandenen Barkermaschine sowie Ergänzung und Elektrifizierung der Koppeln

2010 - Generalausreinigung durch die Werkstatt Rudolf von Beckerath

2023 - Abbau und Umsetzung in die ev. Stadtkirche Münchberg/Ofr.

Gehäuse: Walcker 1907
Stimmtonhöhe: a¹ = 440 Hz
Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 59 Register
Manuale: 4 Manuale, Tonumfang: C-g³
Pedal: Tonumfang: C-f¹
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln: II/I [sic!], III/I, I/II, III/II, IV/II, II/Ped, III/Ped, IV/Ped

5 Generalsetzerkombinationen

je 5 Setzerkombinationen für die einzelnen Manuale



Disposition 1951 nach Seggermann bis zum Abbau 2023

Rückpositiv (I) Hauptwerk (II) Oberwerk[2] (III) Kronwerk (IV) Pedalwerk
Prinzipal 8'

Gedackt 8'

Quintadena 8'

Prinzipal 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 2 2/3'

Italienisch Prinzipal 2'

Quinte 1 1/3'

Sesquialtera II

Scharff IV-VI 1'

Dulcian 16'

Bärpfeife 8'


Tremulant

Prinzipal 16'

Oktave 8'

Spielflöte 8'

Oktave 4'

Nachthorn 4'

Oktave 2'

Flachflöte 2'

Rauschpfeife II 2 2/3'

Mixtur VI-VIII 1 1/3'

Trompete 16'

Trompete 8'

Quintadena 16'

Violflöte 8'

Koppelflöte 8'

Violflöte 4'

Blockflöte 4'

Nasat 2 2/3'

Waldflöte 2'

Nachthorn 1'

Nonenkornett III

Scharff VI 1'

Zimbel III 1/6'

Feldtrompete 8'

Vox humana 8'

Feldtrompete 4'


Tremulant

Holzgedackt 8'

Holzprinzipal 4'

Kleinflöte 2'

Sifflöte 1'

Terzian II

Scharff III-IV 2/3'

Dulcian 8'


Tremulant

Prinzipal 16'

Subbaß 16'

Quintbaß 10 2/3'

Oktave 8'

Gedackt 8'

Oktave 4'

Nachthorn 2'

Rauschpfeife III 4'

Mixtur VI-VIII 2'

Posaune 32'

Posaune 16'

Dulcian 16'

Trompete 8'

Trompete 4'

Kornett 2'


Anmerkungen
  1. Als alternatives Opus 1 von Beckerath wird in anderem Zusammenhang auch die Elisabethkirche in Hamburg-Harvestehude genannt, vgl. Opusliste
  2. schwellbar


Walcker-Orgel 1908-1950

Orgelbeschreibung

Die Walcker-Orgel 1908
Eröffnungskonzert am 4. Juni 1908
Orgelbauer: E. F. Walcker & Cie., Opus 1328
Baujahr: 1908
Geschichte der Orgel: Aus dem Einweihungsbericht: "Die neue Musikhalle hat eine große Konzert-Orgel aus der Kgl. Hof-Orgelbauanstalt von E.F. Walcker&Cie. erhalten. Das monumentale Werk, bei dem die elektrische Traktur zur Verwendung gekommen ist, hat 74 Stimmen, 54 Nebenzüge und 4 freie Kombinationen mit insgesamt 352 Zügen und Koppeln, und zählt 4903 Pfeifen." Die Walcker-Orgel besaß einen freistehenden und beweglichen Spieltisch "mit modernstem System der elektrischen Traktur". Das Einweihungskonzert spielte der spätere Michaelisorganist Alfred Sittard.

Die Orgel übersteht beide Kriege unbeschadet, nach dem zweiten Weltkrieg wird die Laeiszhalle Sendegebäude des britischen Soldatensenders BFN (British Forces Network). 1949/50 verkauft man die Walcker-Orgel, an deren romantischem Klangbild die Musikwelt keinen Gefallen mehr findet, an den Hamburger Großkaufmann Robert Bartholomey für das wiederaufgebaute Thalia-Theater in seiner Heimatstadt Wuppertal, in das die Walcker-Orgel umgesetzt und im neobarocken Sinne umgebaut wird, und als "größte Kinoorgel der Welt" Geschichte schreibt. Das Thalia-Theater wird jedoch bereits 1953 an die UFA verkauft; nach längeren Verhandlungen wird die Orgel schließlich an die Gemeinde St. Engelbert in Köln-Riehl veräußert und von Walter Seifert mit einer neuen Disposition aufgebaut, wo laut einer Bestandsaufnahme um 1970 noch etwa 50% des Walcker-Bestandes erhalten waren. 2008 erfolgte ein technischer Neubau mit einer wieder stärker an den Prinzipien der Romanik orientierten Disposition durch Klais, wobei nur wenige Register von Seifert, jedoch alle Walcker-Register wiederverwendet wurden.

Gehäuse: "Die monumentale Orgel erstreckt sich über die gesamte Querwand des großen Saales und fügt sich in zierlichem Rokokorahmen dem gesamten Saalbild aufs trefflichste ein."
Windladen: Kegelladen
Spieltraktur: elektrisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 74 (73)
Manuale: 3 C-a3
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: II/I, super II/I, III/I, super III/I, III/II, super III/II, I/P, II/P, III/P, sub III, super III, sub III/II, sub III/I, Forte, Fortissimo, Fortissimo III, Tutti, 4 fr. K., HR ab, Schwelltritt zum I./II. Manual und Pedal [sic], Schwelltritt zum III. Manual, Schweller Vox humana, Crescendowalze



Disposition 1908/2026

I. Manual[1] II. Manual [1] III. Manual [1] [2] Pedal [1]
Principal 16'

Bourdon 16'

Principal 8'

Doppelflöte 8'

Gedeckt 8'

Gemshorn 8'

Flute octav. 8'

Viola di Gamba 8'

Dolce 8'

Octav 4'

Rohrflöte 4'

Gemshorn 4'

Quinte 22/3'

Octave 2'

Mixtur 4f 2'

Scharff 3f 11/3'

Cornett 3-5f 8'

Fagott 16'

Trompete 8'

Clairon 4'

Gedeckt 16'

Principal 8'

Hohlflöte 8'

Bourdon 8'

Fugara 8'

Salicional 8'

Quintatön 8'

Konzertflöte 8'

Unda maris 8'

Oktav 4'

Traversflöte 4'

Viola d'amour 4'

Piccolo 2'

Mixtur 3f 22/3'

Rauschquinte 22/3'+2'

Oboe 8'

Horn 8'

Salicional 16'

Fernhorn 8'

Geigenprincipal 8'

Synthematophon 8'

Lieblich Gedeckt 8'

Echo-Gamba 8'

Spitzflöte 8'

Aeoline 8'

Voix celeste 8'

Principal 4'

Flauto dolce 4'

Salicet 4'

Flautino 2'

Sesquialtera 2f 22/3'

Cymbel 2-3f 2'

Klarinette 8'

Vox humana 8' [3]

Tremolo Vox

Grand Bourdon 32'

Principalbass 16'

Flötenbass 16'

Violonbaß 16'

Subbass 16'

Salicetbass 16'[4]

Quintbass 102/3'

Octavbass 8'

Flötenbass 8'

Violoncello 8'

Octav 4'

Kornett 3f 51/3'

Bombardon 32'

Posaunenbass 16'

Trompete 8'

Clarine 4'


Piano-Pedal[5]

Gedecktbass 16'

Sanftbass 8'

Dulcianabass 8'

Fagottbass 16'


Anmerkungen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Gemäß dem Einweihungsbericht stand das gesamte Werk "mit Ausnahme einiger Prinzipalregister in einem Jalousie-Schweller", was auch durch die Angabe der Spielhilfe "Schwelltritt zum I., II. Manual und Pedal" bestätigt wird.
  2. im eigenen Schwellkasten
  3. in weiterem extra Schwellkasten
  4. Transmission aus dem Schellwerk (III)
  5. Es ist nicht klar, ob es sich bei diesen Registern um Transmissionen aus den Manualwerken handelt.


Bibliographie

Literatur: Günter Seggermann, Alexander Steinhilber, Hans-Jürgen Wulf: Die Orgeln in Hamburg. Ludwig, Kiel 2019

Zeitschrift für Instrumentenbau (1907) 1105, 1167

Weblinks: Laeiszhalle und Beckerath-Orgel auf Wikipedia

Zeitungsartikel: abendblatt.de (2019): Eine neue "alte" Orgel für die Laeiszhalle; zeit.de (2021) (Paywall): Mit allen Registern

Video der Beckerath-Orgel