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Wuppertal/Elberfeld, Historische Stadthalle


Prospekt der Orgel
mechanischer Spieltisch, Ansicht von links
mechanischer Spieltisch, Ansicht von rechts
Registerwippen
Orgelbauer: Westfälischer Orgelbau Siegfried Sauer, Höxter
Baujahr: 1996
Geschichte der Orgel: Zur detaillierten Geschichte der Orgeln siehe unten.

Die erste Orgel der Stadthalle war eine pneumatisches Werk der Firma Wilhelm Sauer mit 56 Registern auf 4 Manualen und Pedal.

Das zweite Instrument der Stadthalle war eine "DRP"-Serienorgel der Firma Rieger, die im Jahr 1955 gebaut und erstmals am 20. November 1955 bei einer Aufführung der Hohen Messe von Bach eingesetzt. Das Instrument wurde fahrbar eingerichtet, um es bei Aufführungen an dem gewünschten Standort zu platzieren. 1991 wurde es im Rahmen des Umbaus der Stadthalle abgebaut und eingelagert.

Nachdem schließlich die Planung für eine Konzertorgel aufgenommen werden konnte, gab es keinen Bedarf mehr für die Rieger-Orgel. Diese konnte letztendlich in der Heilig-Geist-Kirche Bösingfeld aufgestellt werden.

Umbauten: 2002, 2005 Erweiterungen (*)

2020 Reinigung und Erneuerung der Setzeranlage

Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch / elektrisch[1]
Registertraktur: elektrisch
Registeranzahl: 67
Manuale: 3 C-a3
Pedal: 1 C-g1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln, Sub III/III, Sub III/I, Setzeranlage, Register-Crescendo (einstellbar), Einzelabsteller; fahrbarer Zweitspieltisch


Blick auf die Bühne und den Spielschrank der Orgel

Disposition

I Hauptwerk II Positiv II Fernwerk[2] III Schwellwerk Pedal
Praestant 16'

Prinzipal 8'

Doppelflöte 8'

Viola da Gamba 8'

Oktave 4'

Hohlflöte 4'

Quinte 2 2/3'

Superoktave 2'

Cornett V 8'[3]

Mixtur V 2'

Acuta IV 11/3'

Trompete 16'

Trompete 8'

Trompete 4'

Praestant 8'

Holzgedackt 8'

Quintade 8'

Prinzipal 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 22/3'

Schwegel 2'

Terz 13/5'

Superquinte 11/3'

Scharff IV 1'

Dulcian 16'

Cromorne 8'

Tremulant

Stillgedackt 16'

Fernflöte 8'

Salicional 8'

Vox angelica 8'[3]

Fugara 4'

Flauto dolce 4'

Violine 2'

Harm. aetheria IV 22/3'

Glockenspiel 4' [4]


Solowerk[5]

Tuba mirabilis 8'[6]

Bourdon 16'

Prinzipal 8'

Bourdon 8'

Flûte harmonique 8'

Gambe 8'

Voix céleste 8'[3]

Praestant 4'

Flûte octaviante 4'

Nasard 22/3'

Octavin 2'

Tierce 13/5'

Sifflet 1'

Fourniture V 22/3'

Basson 16'

Trompette harm. 8'

Hautbois 8'

Voix humaine 8'

Clairon harmonique 4'

Tremulant

Untersatz 64' [7]

Bordun* 32'

Prinzipal 16'

Violonbass 16'

Subbass 16'

Oktavbass 8'

Gedacktbass 8'

Tenoroktave 4'

Bassflöte 4'

Hintersatz V

Kontrafagott* 32'

Posaune 16'

Trompete 8'

Anmerkungen

  1. am fahrbaren Spieltisch
  2. 102 mm WS
  3. 3,0 3,1 3,2 ab c0
  4. ab g0
  5. frei ankoppelbar
  6. 245 mm WS (10")
  7. akustisch



Bibliographie

Anmerkungen: Disposition: Dr. Hans-Joachim Oehm, Wuppertal, in Zusammenarbeit mit den Orgelsachverständigen

Gehäuseentwurf: Markus Oehm, Wuppertal, in Zusammenarbeit mit Architekturbüro Baltzer & Partner, Wuppertal

Intonation: Johannes Falke (Fa. Sauer)

Projektleitung: Dr. Hans-Joachim Oehm

Sachverständige: Hans-Otto Jakob (Frankfurt/Main), Helmut Peters (Paderborn)

Aus der Geschichte der Wuppertaler Stadthalle nach Oehm: "Einweihung der Stadthalle auf dem Elberfelder Johannisberg im Jahre 1900 war damals gleichzeitig auch eine Orgel in Dienst gestellt worden. Sie stammte aus der Werkstatt Wilhelm Sauer, Frankfurt/Oder, einem der großen Orgelbaubetriebe des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Auf Basis pneumatisch gesteuerter Kegelladen hatte das Instrument 56 Register, verteilt auf 4 Manuale und Pedal, 8 davon waren oberhalb der Saaldecke als Fernwerk installiert. Klanglich war die Orgel vor allem zur Darstellung der spätromantischen Orgelsymphonik geeignet. Bach und die Literatur der Barockzeit waren auf ihr nicht überzeugend darstellbar: Es handelte sich umeine der typischen Konzertsaalorgeln der damaligen Zeit, die alle von der Idee geprägt waren, dass sie mit der Fülle ihrer unterschiedlichen Klangnuancen ein ganzes Orchester zu ersetzen vermöchten. In dieser Gestalt hat die Orgel mehr als fünf Jahrzehnte überdauert. Bis 1940 wurde sie noch regelmäßig gespielt. Mangelnde Wartung in der Folgezeit führte jedoch dazu, dass das Instrument zunehmend störanfällig wurde und schließlich nicht mehr zu benutzen war. So wurde die Orgel 1957 bei der Renovierung des Großen Saales kurzerhand abgebrochen und vernichtet. Die Ausmusterung des Instrumentes ist nur aus dem Geist der damaligen Zeit zu verstehen: Bemühungen um die Erhaltung überkommener Bausubstanzen waren kein Thema, geschweige denn der Denkmalschutz. Auch ideologisch hatte die alte Stadthallenorgel keine Chance: In damals einseitiger Übersteigerung der von Albert Schweitzer mit ausgelösten Orgelbewegung war die Orgel des 19. Jahrhunderts in Misskredit geraten. Geltung hatten nur Instrumente, die sich klanglich und technisch an den Vorbildern der Barockzeit orientierten. Bach-Orgeln waren nicht zuletzt infolge der Feier von Bachs 200. Todestag der schlechthin gültige Maßstab jener Jahre. In dieser Hinsicht lag die neue Orgel - 1955 von der Werkstatt Rieger in Schwarzach/Österreich gebaut - voll im Trend. Das Instrument mit mechanisch gesteuerten Schleifladen hatte 21 Register, die nach den Gesetzen des klassischen Orgelbaus regelgerecht auf 2 Manuale und Pedal verteilt waren. Das Prinzip des Werkaufbaus, wonach jedes Manual als Steuerung einer selbständigen Orgel verstanden werden muss, war in der technischen Konzeption des Instrumentes bis in die letzten Konsequenzen verwirklicht: Die Orgel ließ sich in zwei einzelne Orgeln aufteilen, die je nach Aufführungsanlass auch gelegentlich getrennt zum Einsatz kamen. Mobil auf Rollen, unterschied sich die Orgel nicht von anderen Musikinstrumenten, die nur bei Bedarf auf dem Konzertpodium erscheinen. So war sie in ihr Abmessungen klein. An ihrer ausschließlich nach funktionalen Gesichtspunkten verwirklichten Gestalt fand allenfalls der Orgelkenner Interesse. Im Ensemble des Symphonieorchesters mag sie manch einer gar nicht erst wahrgenommen haben. Auch musikalisch war die Orgel „klein“. Die engen Mensuren der Pfeifen und die geringe Zahl der Register machten es gleichermaßen unmöglich, das Volumen des Großen Saals akustisch zu bewältigen.Werkgerechte Bach-Interpretationen waren freilich jetzt möglich. Was nützten sie aber, wenn sie in ihrer Sterilität den Hörer nicht erfassten und außerdem noch hohe Kosten verursachten, weil die Orgel nur von Spezialfirmen auf dem Podium transportiert werden durfte. Folglich blieb ihre Verwendung zuletzt auf gelegentliche Continuo-Aufgaben beschränkt. Vom Endergebnis her eine wenig befriedigende Lösung. Mit Beginn der Restaurierungsarbeiten der Stadthalle wurde das Instrument im Dezember 1991 schließlich veräußert. Hier sollte eine zukünftige Orgel wieder umfassendere Möglichkeiten bieten. Bei den Planungen zur Wiederherstellung der Stadthalle war ihr Neubau von Anbeginn an vorgesehen. An eine Realisierung des Projektes war indessen aus finanziellen Gründen nicht zu denken. Dass die neue Orgel nun doch in Dienst gestellt werden kann, geht auf die Initiative des Freundeskreises Wuppertaler Orgeltage (WOT) zurück: Im Jahre 1989 wurde eine großangelegte Spendenaktion ins Leben gerufen, der nicht zuletzt zahlreiche, auch von der heimischen Industrie unterstützte Benefizveranstaltungen dienten. Nahezu DM 30.000,- waren bereits zusammengekommen, als die Familie Mittelsten Scheid,Gesellschafter der Firma Vorwerk & Co., im Sommer 1991 beschloss, eine neue Orgel für die Stadthalle zur Verfügung zu stellen." (vgl. Lit.)

Literatur: Joachim Dorfmüller: 300 Jahre Orgelbau im Wuppertal. (Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals ; 28). Wuppertal : Born-Verlag (1980)

Hans-Joachim Oehm: Die neue Konzertorgel und die Orgeltradition der Wuppertaler Historischen Stadthalle. online

Weblinks: Orgel auf Wikipedia, der Seite der Stadthalle


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