Wien/Ottakring, Pfarrkirche zur Erhöhung des Heiligen Kreuzes

Aus Organ index
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Orgel der Pfarrkirche Alt-Ottakring
Spieltisch der Orgel der Pfarrkirche Alt-Ottakring
Blick auf das Hauptgehäuse von der Empore aus
Außenseite der Flügeltüre des Positivs
Orgelbauer: Josef Mertin/Wilhelm Zika
Baujahr: 1935-1938
Geschichte der Orgel: Nach der Errichtung des Neubaus der Alt-Ottakringer Pfarrkirche wurde zunächst die alte Ullmann-Orgel der Vorgängerkirche übernommen, die sich mit seinen acht Registern jedoch als zu klein für den neuen, auf 2000 Menschen ausgelegten Kirchenraum erwies - die alte Kirche konnte dagegen nur 600 Personen fassen. Daher wurde 1931 von der Orgelbaufirma Panhuber ein neues, 40 Register großes Instrument errichtet, das - zur Weihe noch als eine der schönsten und modernsten Orgeln Wiens gepriesen - nach eineinhalbjährigem Dienst als abbruchreif bezeichnet werden musste.

Trotz dieser Umstände regte der damalige Chorleiter der Pfarre Josef Mertin den abermaligen Neubau einer Orgel an, für den der während dieser Zeit amtierende Pfarrer Karl Schwarz die Bedingung stellte, dass selbige an Wochentagen bei geringem Messbesuch genauso wie an Sonntagen bei einem Andrang von 2000 Gottesdienstbesuchern einsetzbar sein müsse. Dies führte dazu, dass Mertin, der die Planung der neuen Orgel selbst durchführte und sich damals bereits intensiv mit der Erforschung der Alten Musik beschäftigte, die einzelnen Werke der Orgel stilistisch unterschiedlich ausgeprägt gestaltete. So schuf er das erste Manual im Stil der italienischen Renaissance, das zweite im Sinne des norddeutschen Barock und das dritte als süddeutsches bzw. österreichisches Rückpositiv.

Der Gedanke, eine für mehrere Stilrichtungen verwendbare Orgel zu schaffen, war damals neu und bis heute ist die Alt-Ottakringer Orgel in ihrer Konzeption einzigartig. Auch die Ideen Johann Nepomuk Davids, welcher mit Mertin in Kontakt stand, fanden Eingang in die Disposition.

Im Jahr 1935 waren die Planungsarbeiten schließlich zu Ende; die Brüstung wurde aufgebrochen und die Errichtung des Rückpositivs begann. Der ausführende Orgelbauer war Wilhelm Zika, der einzige, der mit der Bedingung, die Orgel mit Schleifladen auszustatten - damals auch ein absolutes Novum - einverstanden war. Bis 1938 wurden die übrigen Teile der Orgel erbaut, aufgrund von Geldmangel wurden das geplante Bombardwerk sowie ein Pedalregister nie realisiert.

Während der folgenden Jahre erlebte die Orgel einen beträchtlichen Verfall, sodass 1973 Adolf Donabaum umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführte und teils auch Umbauten vornahm. Doch auch nach diesen Instandsetzungsmaßnahmen war die Orgel erneut gravierendem Verfall ausgesetzt. Daher wurde im Jahr 2000 das Rückpositiv und von 2002 bis 2003 die gesamte Orgel durch Peter-Maria Kraus einer umfassenden Restaurierung unterzogen, wobei anscheinend auch Register ergänzt wurden.

Umbauten: 1972 (Donabaum), 2002-2003 (Kraus)
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 47
Manuale: 3, C-f3
Pedal: C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln: II/I, II/I, III/II, I/P, II/P. Feste Kombinationen (Piano, Mezzoforte, Kleines Pleno, Großes Pleno, Tutti), Freie Kombination, Handregister ab, Crescendo-Walze, Registerschweller ab, Rohrwerke ab, Automatisches Pedal.



Disposition

I Italienisches Werk 1C-f3 II Deutsches Werk C-f3 III Brüstungspositiv C-f3 Pedal Bombardwerk [1]
Principalis (Aequal) 16′

VIII 8′

XV 4′

XIX 22/3

XXII 2′

XXIX 11/3

XXIX 1′

XXXIII 2/3

XXXVI 1/2

Flauta in VIII 8′

Flauta in XV 4′

Voce umana (Aequal) Discant 16'[2]

Dulzian 16′[2]

Krummhorn 8′

Schalmei 4′

Prinzipal 8′

Oktav 4′

Quart 22/3

Mixtur 6-8fach 11/3

Terzzimbel 3fach 1/6

Quintade 16′[2]

Rohrflöte 8'[2]

Nachthorn 2'

Blockflöte 4'

Salicional 8′[3]

Koppel 8′

Prinzipal 4′

Oktav 2′

Superoktav 1‘

Mixtur 3fach 2/3

Spitzquint 11/3

Spitzflöte 4'

Bärpfeife 8'

Sordun 32′

Dulzian 16′

Trompetenregal 4′

Prinzipal 16′

Gedackt 16′

Metallgedackt 102/3

Hölzern Nachthorn 8′[2]

Gedackt-Pommer 8'

Subbass (transm.) 32′[4]

Subbass (transm.) 16′[5]

Quinte*[6] 51/3

Superoktav* 4′

{ohne Bezeichnung}* 31/5

{ohne Bezeichnung}* 22/3

Terzmixtur auf 2′* 4fach

Gemshorn 2'*

Trompete 16′

Trompete 8′

Trompete 4′

Quintade 8′

Hölzern Gemshorn 4'

Dulziana 8′

Nachthorn 4′

Sesquialtera 22/3

Schweizerpfeife 2′

Scharff 3fach 1/2'

Cornett 5-7fach

Anmerkungen
  1. Als Auxiliarwerk auf jedes Manual koppelbar, nicht gebaut
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 nicht vorhanden lt. Lit. [2]
  3. vermutlich 2003 eingebaut; gemäß Lit. [2] Gedackt 8'
  4. Nicht gebaut
  5. Nicht gebaut
  6. (*) Am Spieltisch mit "Hintersatz 7fach" bezeichnet
Detail Dulzian 16'
Hauptbalg
Pfeifenwerk Positiv



Bibliographie

Literatur: [1] Wadsack, Martin: Einführung in den Orgelbau unter besonderer Berücksichtigung der Mertin-Zika-Orgel der Pfarrkirche Alt-Ottakring, Wien XVI., Wien 2005.

[2] Hans Haselböck: "Die Vergangenheit der Orgel ist deren Zukunft". In: Aspekte der Orgelbewegung. A. Reichling (Hrsg.), Merseburger (1995), S. 111-116.

Weblinks: Die Orgel der Pfarrkirche Alt-Ottakring auf Wikipedia

Pfarre Alt-Ottakring