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Valley, Altes Schloß (Moser-Orgel)


Moser-Orgel im Orgelsaal des Alten Schloß Valley
Rechts im Bild der Spieltisch
Spieltisch der Moser-Orgel aus Einsiedeln (zum Zeitpunkt des Fotos noch eingelagert im Depot)
Registerwippen (Disposition nach der Frühamtorgel in Einsiedeln vor dem Anschluss)
Valley, Altes Schloss (Moser-Orgel, Spieltisch) (2).jpg
Orgelbauer: Albert Moser
Baujahr: 1939
Geschichte der Orgel: Die Moser-Orgel wurde noch im Kriegsjahr 1939 für die Basilika in Gößweinstein (Oberfranken) unter der Sachberatung von Prof. Georg Kempff (Erlangen) erbaut. Die Disposition ist stark an neobarocken Idealen orientiert.

Als aufgrund des veränderten Zeitgeschmacks sowohl in Bezug auf Klanglichkeit, als auch der vermeintlich überkommenen elektronpneumatischen Systeme 1987/88 ein Neubau durch die Firma Mathis durchgeführt wurde, rettete Dr. Sixtus Lampl das unerkannt historisch bedeutende Instrument und stellte es im Orgelsaal des Alten Schloß Valley über zwei Stockwerke auf. Da das historische Barockgehäuse in der Basilika Gößweinstein verblieb, besitzt die Orgel keinen Prospekt. Auch der originale Moser-Spieltisch war in Großweinstein bereits gegen einen neueren Eisenschmid-Spieltisch getauscht worden. Aus stilistischen Gründen wurde der aus dem Kloster Einsiedeln übernommene Spieltisch der sogenannten „Frühamtsorgel“, welche ebenfalls 1934 von Moser erbaut worden war, durch Gregor Dworzak an die Moser-Orgel angeschlossen und mit neuen handbemalten Porzellanschildchen an die Gößweinsteiner Disposition angepasst.

Die Orgel dürfte das größte erhaltene Werk von Albert Moser sein, nachdem das monumentale Werk der Stiftskirche Einsiedeln mit 109 Registern aus den Jahren 1929-33 in den 1990er Jahren ebenfalls durch einen Neubau ersetzt und achtlos entsorgt und damit vernichtet wurde. Von den Einsiedler Orgeln konnte nur mehr der bereits erwähnte Spieltisch der Frühamtorgel, sowie das leere Gehäuse des Hauptorgelspieltisches gerettet werden.

Windladen: Kegelladen/Taschenladen
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 37 (42)
Manuale: 2 C-g3
Pedal: 1 C-f1
Spielhilfen, Koppeln: II/I, I/P, II/P, 2 freie Kombinationen, Feste Kombinationen, Registercrescendo, Einzelabsteller, ...



Ehemaliger Spieltisch der Moser-Orgel (~ 1960/70er Jahre bereits in Gößweinstein anstelle des Originalspieltisches angeschlossen)


Disposition

I Hauptwerk II Kronpositiv[1] Pedal
Gedacktpommer 16'

Principal 8'

Holzflöte 8'

Gemshorn 8'

Viola di Gamba 8'

Octav 4'

Spitzflöte 4'

Nasat 22/3'

Superoctav 2'

Blockflöte 2'

Glöckleinton 1'+1/2'

Mixtur 7-8f 2'

Fagott 16'

Trompete 8'

Grobgedackt 8'

Salicional 8'

Quintade 8'

Prästant 4'

Rohrflöte 4'

Geigenprincipal 2'

Waldflöte 2'

Superquinte 11/3'

Schwegel 1'

Sesquialtera 2f

Scharff 4f

Terzzimbel 3f

Geigendregal 16'

Sackpfeife 8'

Tremulant

Principalbaß 16'

Subbaß 16'

Stillgedackt 16' [2]

Quintbaß 102/3'

Octavbaß 8'

Flötbaß 8'

Choralbaß 4' [3]

Pommer 4'

Nachthorn 2'

Octävlein 1' [3]

Hintersatz 5f

Posaune 16'

Fagott 8' [4]

Trompete 4' [5]


Anmerkungen:

  1. Oberwerk
  2. Transmission aus dem Hauptwerk (I), Gedacktpommer 16'
  3. 3,0 3,1 Auszug aus dem Hintersatz 5f
  4. Extension aus dem Hauptwerk (I), Fagott 16'
  5. Extension aus dem Hauptwerk (I), Trompete 8'


Fotos vom zwischenzeitlichen Eisenschmid-Spieltisch



Bibliographie

Anmerkungen: Kempff würdigt die Orgel im Abnahmegutachten wie folgt (vgl. Lit.): "„Besonderes Gewicht ist auf die Ausgestaltung des Pedals gelegt, welches auch das besondere Kennzeichen dieser Orgel sein dürfte. Damit ist auf die wesentlichsten Errungenschaften und neuen Erkenntnisse der deutschen Orgelreformbewegung zurückgegangen worden. Jedes Klavier hat 14 Stimmen erhalten, auch das Pedalklavier.

Der Gegensatz der beiden Manuale, des Hauptwerkes mit seinen gewichtigen Stimmen und des Oberwerkes ist von hoher charakteristischer künstlerischer Bedeutung geworden. Der Spieler selbst hört das Pedal etwas zu stark, unten in der Kirche jedoch ist die Orgel in einem Maße, daß männlicher Klang mit festlichstem Gepräge sich mischt und das erdgebundene Grundwerk der Orgel wie von einer Kristallwölbung überdacht wird. Was in dieser Disposition reiche Farbentönung hervorruft, ist vor allem der Zungenchor, ein wertvolles Stück der Gößweinsteiner Orgel.

Da ist es das Fagott 16' im Hauptwerk, eine Stimme, die Johann Sebastian Bach besondere Freude machen würde durch charakteristische Ansprache, Ebenso ist es mit der Posaune 16' im Pedal, welche von oben etwas knorrig, unten im Kirchenraum aber bestimmt und doch weich klingt, sodaß dieser Baß mit dem durch die Quinte 10⅔' gebildeten 32' etwas unerhört Majestätisches in sich hat. Die Trompete 8' im Hauptwerk ist in der Intonation ebenso gelungen wie in der Mensuration; der mehr helle mischfreudige Klang sei besonders erwähnt.

Denn es ist die Trompetenstimme im modernen Orgelbau am meisten problematisch von allen Registern der Orgel überhaupt. Die stillen Rohrwerke stehen im Oberwerk, eine Sackpfeife 8', welche sich solistisch wie auch akkordisch gezeichnet macht, und ein Geigend-Regal 16, welches in die mystische Klangwelt führt. Auch hier ist die Intonation meister-haft. Die Windladen (beim Hauptwerk und Pedal Taschenladen, beim Oberwerk Kegelladen) werden elektrisch gesteuert und funktionieren äußerst präzis; der bei diesen Läden härtere Ansatz wird durch die Akustik der Kirche wett gemacht. Die Höhe des Winddruckes ist auf 83 bis 85 mm Wassersäule gemessen worden. Dies ist für den großen Raum der gegebene Druck."

Schließlich wird im Artikel der Zeitschrift für Instrumentenbau bemerkt: "Ein Schwellwerk (Jalousieschweller) ist auf Wunsch von Prof. Kempff weggeblieben, daher der unmittelbare Klang des Kronpositives aus der Höhe der Kirche."

Quellen/Sichtungen: Angaben: Webseite des Orgelzentrums Valley
Literatur: Lampl, Sixtus: Das Orgelmuseum Valley, Ausdruck eines gewandelten Orgelbewusstseins. Ars Organi 50 (2002) 22-26.

Neue Orgel in der Kirche zu Gößweinstein. Zeitschrift für Instrumentenbau 59 (1938/39) 105