Strasbourg/Robertsau, Saint-Maurice

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Ansicht vom Kirchenraum
Prospekt
Prospektdetail
Außenansicht
Orgelbauer: Friedrich Weigle, Echterdingen
Baujahr: 1899 • op.221
Geschichte der Orgel: Die Weigle-Orgel wurde unter Musikdirektor Adolf Gessner (1864-1919, Lehrer am Conservatoire) geplant. Gessner war ein Liebhaber der orchestralen Orgel und von Hochdruck-Systemen - wie dem gerade erst erfundenen von Weigle - und plädierte auch in der Literatur dafür, was im vehementen und ständigen Widerspruch seines Kontrahenten Emile Rupp (ebenfalls Lehrer am Conservatoire und Organist an St. Paul und später auch der Synagoge; bedeutender Vertreter der Elsässichen Orgelreform) einbrachte, der sich der Strömung um Albert Schweitzer angeschlossen hatte - die Orgeln Silbermanns wie z.B. in Marmoutier wurden gerade wiederentdeckt (s.u. Links: "Der berühmte Streit"). 1919, nach Gessners Tod, wurde St Maurice Pfarrkirche.

In der Folgezeit entwickelte Rupp mit Cavaille-Colls Nachfolger Pleyel bis 1937 Pläne für eine barockisierende Umdisponierung und eine komplette Neuintonation ("Rückbesinnung auf Cavaillé-Coll"), die jedoch nicht realisiert wurden. 1942 wurden schließlich doch die Hochdruckregister entfernt und das Instrument tiefgreifend umdisponiert. Dabei wurden die neuen und teilweise auch die alten Register französisch benannt, wodurch eine kuriose Mischung mit den ursprünglich deutschen Bezeichnungen entstand.

Ein Entwurf aus den 70er Jahren von Curt Schwenkedel für eine "neoklassische" Chororgel wurde nicht verwirklicht.

1980 wurde ein elektronisches Instrument eingeweiht, welches 2014 durch ein neues dreimanualiges Modell der Firma Allen ersetzt wirde.

Die Orgel war seit den 1980er Jahren unspielbar. Eine Restaurierung in den Originalzustand schien aufgrund des historischen Stellenwerts dringend erforderlich, da im gesamten Elsaß ansonsten aus dieser Zeit nur eine Orgel mit (labialen) Hochdruckregistern (nämlich in Erstein, interessanterweise erbaut von Roethinger - der in St Maurice genau diese Register beseitigte!) erhalten ist.

2022/23 wurde eine Restaurierung durchgeführt, wobei der gewachsenen Zustand beibehalten wurde. Das Einweihungskonzert fand am 4. Juni 2023 statt.

Umbauten: 1917 Abgabe der Prospektpfeifen

1942 neoklassischer Umbau und Entfernung der Hochdruckregister durch Roethinger.

~1980 Stillegung

2022/23 Restaurierung auf den gewachsenen Zustand 1942

Windladen: Membranladen, System Weigle
Spieltraktur: pneumatisch
Registertraktur: pneumatisch
Registeranzahl: 44, urspr. 39(42)
Manuale: 3 Manuale, Tonumfang: C-g³
Pedal: Tonumfang: C-f¹
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/Ped, II/Ped, III/Ped

Suboktavkoppel II/I

Feste Kombinationen: p, mf, f, ff, T

Walze



Disposition seit 2004[1]

I. Manual II. Manual III. Manual[2] Pedal
Principal 16'

Principal 8'

Bourdon 8'

Viola di Gamba 8'

Wienerflöte 8'

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Oktave 2'

Cornet III-V 22/3'

Mixtur VI 2'[3]

Bombarde* 16'

Trompette* 8'

Clairon* 4'

Bourdon 16'

Geigenprincipal 8'

Hohlflöte 8'

Salicional 8'

Unda maris 8'[4]

Soloflöte 4'

Nazard 22/3'

Cornettino III 4'

Basson* 16'

Trompette harm.* 8'

Clarinette* 8'

Tremblant*

Quintatön 16'

Gemshorn 8'

Bourdon double 8'

Viole 8'

Aeoline 8'

Voix céleste 8'

Flûte trav. 4'

Fugara 4'

Flageolet 2'

Plein jeu* V[5]

Oboe* 8'[6]

Voix humaine 8'

Basse acoust. 32'[7]

Principal 16'

Violoncelle 16'

Soubasse 16'

Octavebasse 8'

Violoncelle 8'

Choralbass* 4'[8]

Posaune 16'[9]


Anmerkungen
  1. gemäß Lit. [2]; mit (*) bezeichnete Register stammen von Roethinger (1942)
  2. im Schwellkasten
  3. 2' + 13/5' + 11/3' + 11/7' + 1' + 1/2'
  4. Roethinger 1942 anstelle von Dolce 8' (1899)
  5. statt Labialoboe 8' (1899)
  6. statt Quintatön 8'
  7. 16'+102/3'+8'
  8. auf dem Stock von Harmonicabass 16' (sic!)
  9. belederte Kehlen


Disposition 1899-1942[1]

I. Manual II. Manual III. Manual[2] Pedalwerk
Principal 16'

Principal 8'

Gedeckt 8'

Viola di Gamba 8'

Wienerflöte 8'

Stentorphon 8'[3]

Großgedeckt 8'[3]

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Oktave 2'

Cornet III-V 22/3'

Mixtur VI 22/3'[4]

Tuba mirabilis 8'[3]

Bourdon 16'

Geigenprincipal 8'

Hohlflöte 8'

Salicional 8'

Dolce 8'

Solo Gamba 8'[3]

Oktave 4'

Flauto amabile 4'

Oktave 2'

Cornet III 4'[5]

Clarinette 8'[6]

Quintatön 16'

Gemshorn 8'

Doppelflöte 8'

Lieblich Gedeckt 8'

Aeoline 8'

Vox coelestis 8'

Traversflöte 4'

Fugara 4'

Rauschquinte II 22/3'-2'

Oboe 8'[7]

Contraprincipalbaß 32'[8][9]

Principalbaß 16'[8]

Violonbaß 16'

Subbaß 16'

Harmonikabaß 16'

Oktavbaß 8'

Cello 8'

Posaune 16'[8]


Anmerkungen
  1. gemäß Lit. [1], [2]
  2. im Schwellkasten
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Diese Register standen auf einem Winddruck von 300 mm WS
  4. laut Lit.[1],[3] 4fach; laut Lit.[2] 6fach, auf Ton C 22/3' + 13/5' + 11/3' + 11/7' + 1' + 1/2'
  5. laut Lit. [2] 4'+22/3'+2' durchlaufend; folglich eine Mixtur, da das Register keine Terz enthält
  6. Labial-Clarinette, System Weigle
  7. Labialoboe, System Weigle
  8. 8,0 8,1 8,2 Diese Register stehen auf einem Winddruck von 160 mm WS
  9. laut Lit. [2] akustisch aus 16'+102/3'+8'



Bibliographie

Literatur: [1] Markus Zepf: Adolf Gessner, der vergessene Kritiker der elsässischen Orgelreform. Ars Organi (54) 2006(3), S. 162-166

[2] Beschreibung, Dispositionen und ausführliche Geschichte (frz.)

[3] Adolf Gessner: Die Orgel der neuen katholischen Garnisonskirche zu Strassburg E. Urania (1899) 56(11), 82

Weblinks: Website der Kirchengemeinde

Die Kirche auf fr.wikipedia.org

Zeitungsbericht über Einweihungskonzert nach Restaurierung 2023 (frz.)

Ankündigung Einweihungskonzert auf den Seiten der Gemeinde


Video

Wiederweihe der restaurierten Weigle-Roethinger-Orgel