Schönecken, St. Leodegar

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Frontalansicht der Mayer-Orgel nach dem Umbau 2018
Ansicht der Mayer-Orgel von links nach dem Umbau 2018
Ansicht der Mayer-Orgel von rechts nach dem Umbau 2018
Angebauter Spieltisch der Mayer-Orgel
Orgelbauer: Orgelbau Mayer, Heusweiler
Baujahr: 1971
Geschichte der Orgel: Zur Orgelgeschichte der Pfarrei siehe weiter unten.

Die heutige Orgel von St. Leodegar wurde zunächst 1971 von der Firma Mayer als Hausorgel in Spay / Rhein aufgestellt. Nach Wiederinbetriebnahme der gotischen Pfarrkirche St. Leodegar am 20. August 1995 als Werktagskirche und für Gottesdienste mit kleinerer Besucherzahl wurde die zum Verkauf stehende Orgel am 27. November 1995 von der Pfarrgemeinde Schönecken erworben und im Februar 1996 aufgestellt. Die Translozierung übernahm die Erbauerfirma; die Gesamtkosten betrugen 105.000 DM.

Nach der feierlichen Einweihung (an der Orgel: Prof. Peter Dicke, Spay) am Pfingstmontag, 27. Mai 1996, wurde das dreiteilige Holzgehäuse teilweise dunkel gefasst und durch ergänzende Elemente (Turmbekrönungen) der neugotischen Ausstattung angepasst.

Im Spätsommer 2018 wurde eine Generalüberholung des Instruments durch die Firma Orgelbau Fasen, Oberbettingen, vorgenommen. Dabei wurden die seitlichen Prospektfelder höher positioniert, was die Wirkung des Instruments im Raum verbessert. Weiterhin wurde das Gehäuse (bis auf die Spielanlage) neu dunkel lackiert und die Bälge neu beledert. Zur Finanzierung dieser Maßnahmen war 2017 eine Spendensammlung bzw. Konzertreihe organisiert worden.

Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Schleiflade
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 14 (1.005 Pfeifen)
Manuale: C - c4
Pedal: C - f1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln als Einhaktritte, Tremulant Positiv



Mayer-Orgel (1971)

Hauptwerk (I) Positiv (II) Pedalwerk
Rohrflöte 8' [1]

Prästant 4' [2]

Waldflöte 2' [3]

Sesquialter II 22/3' [4]

Mixtur III 1' [5]

Gedackt 8' [6]

Blockflöte 4' [7]

Prinzipal 2' [8]

Nazard 11/3'

Cymbel II 1/3' [9]

Krummhorn 8' [10]

- Tremulant -

Subbass 16' [11]

Pommer 8'

Gemshorn 4'

Anmerkungen

  1. C-H in Holz, abgeführt (linker Seitenturm)
  2. C-Fs (Prospekt) und G-H im linken Seitenturm, c0 bis a0 im Prospekt (Mittelfeld)
  3. C-Fs gedeckt, ab G offen
  4. C - H 11/3' + 4/5', ab c0 22/3' + 13/5'
  5. c0 11/3', c1 2', c2 22/3', c3 4'
  6. C-h2 Holz, C-H abgeführt (linker Seitenturm), c3-c4 Metall gedeckt
  7. C-H gedeckt, ab c offen
  8. Cis-b0 im Prospekt (Mittelfeld)
  9. G 1/2', g0 2/3', d1 1', g1 11/3', g2 2'
  10. Holzbecher, ab fis3 labial
  11. A-e im Prospekt (rechter Seitenturm, gedeckte Zinnpfeifen), C-Gs (teils kropf-)gedeckte Kupferpfeifen, übrige Pfeifen Naturguss

YouTube: Erste Klangprobe der renovierten Orgel

YouTube: Registervorstellung


Bibliographie

Weblinks: "Kirchenklänge für St. Leodegar": Informationen rund um die Orgeln und die kirchenmusikalischen Aktivitäten rund um die Pfarrkirche.

Informationen über die Generalüberholung sowie weitere Bilder zu den Fortschritten der Arbeiten (öffentlicher Facebook-Beitrag)

Abbildung der Mayer-Orgel (im Zustand vor 2018) und Beschreibung der Pfarrkirche auf der Kulturdatenbank der Region Trier


Clewing-Klais-Orgel (1885-1957, nicht erhalten)

Orgelbeschreibung

Einziges bekanntes Foto der nicht erhaltenen Clewing-Klais-Orgel; Organist Gerhard Zahnen am Spieltisch
Fotomontage: Erhaltene Prospektteile der nicht erhaltenen Clewing-Klais-Orgel, heute im Neubauteil der Kirche (Unserer Lieben Frauen) befindlich, dort dienend als Umrahmungen für in den 80er Jahren angeschaffte Heiligenfiguren (Willibrord, Maria, Matthias); die Seitenteile boten 8'-Pfeifen Platz (Länge 2,40 m + Pfeifenfuß), der Mittelbogen befand sich vor dem Westfenster
Orgelbauer: Fritz Clewing, Münster
Baujahr: 1885
Geschichte der Orgel: 1827 interessierte sich die Pfarrgemeinde für eine gebrauchte Orgel von 1708, die in Glaadt (Vulkaneifelkreis) versteigert wurde. Die bischöfliche Behörde in Trier verweigerte jedoch auf Drängen des engagierten Pfarrers Herzig, der Zweifel an der Qualität des Orgelwerkes hegt, den erforderlichen Zuschuss; die Orgel war in ruinösem Zustand und ca. 30 Jahre unbenutzt, Pfeifen fehlten. Später erwarb die Pfarrei ein sehr einfaches Harmonium, das heute, leider mittlerweile unspielbar, in der Schönecker Filialkirche St. Antonius steht.

So kam es erst 1885 zum Bau der ersten Orgel für die Wetteldorfer Pfarrkirche durch den Münsteraner Orgelbauer Fritz Clewing, nachdem die gotische Pfarrkirche 1875 und 1882 um zwei Seitenschiffe erweitert worden war. Clewing ist daneben in der Eifelregion nur in der Pfarrkirche Mehren tätig geworden, wo er ebenfalls 1885 ein heute noch teilweise erhaltenes Instrument erstellt hatte. Die Wetteldorfer Orgel fand ihren Platz auf der Empore, die in die vorher offene Turmhalle eingebaut worden war; der zweigeteilte Prospekt ließ das Westfenster frei. Nach der Fertigstellung am 30. Juni 1885 erfolgte die Abnahme am 15. August 1885. Insgesamt kostete die Orgel 1.527,05 Mark; der Durchschnittsverdienst eines Arbeiters in Deutschland betrug damals ca. 600 Mark.

Schon nach drei Jahren, beim Kirchturmbrand vom 28. März 1888 (Blitzschlag), bei dem der Turmhelm komplett abbrannte und auch die Glocken schmolzen, erlitt die Wetteldorfer Orgel massive Schäden. Sie konnte erst 1898 mit Hilfe eines amerikanischen Wohltäters (Peter Oster, Auswanderer aus Wetteldorf) durch die Trierer Orgelbauwerkstatt Gebrüder Breidenfeld wiederhergestellt werden. Hierzu war die Orgel am 29. Januar 1898 von Herrn Breidenfeld und Musiklehrer Scharbach aus Prüm inspiziert worden, am 16. Februar 1898 wurde die Durchführung der Arbeiten vom Bischöflichen Generalvikariat Trier genehmigt. Ob im Rahmen der Wiederherstellung ein Umbau der Orgel erfolgte, ist derzeit nicht bekannt.

1909 führte dann die Orgelbaufirma Klais aus Bonn Umbauarbeiten zum Preis von 462,55 Mark an der Orgel durch, (Opusliste Klais: Mappenverzeichnis (MV) 370). Klais führte die Orgel nachfolgend in einer zu Werbezwecken erstellten Liste „Gelieferte Orgelwerke für die Dioecese Trier“ mit dem Hinweis „Vergrößerung“ auf. Gemäß der im Bistumsarchiv Trier befindlichen Rechnung der Firma Klais vom 22. April 1909 wurden die Register Aeoline 4', Cello 8' und 12 Pfeifen des Registers Gamba 8' neu geliefert und die vorhandene Trompete 8' mit neuen Zungen und Stimmkrücken versehen sowie grundlegend überholt. Die unten wiedergegebene Disposition lt. dem Orgelmeldebogen nennt die Aeoline in 8'-Lage. Da keine weiteren umfassenden Arbeiten nach 1909 an dem Instrument bekannt sind, könnte es sich um einen Schreibfehler handeln, bei dem die Fußtonlagen von Salicional und Aeoline vertauscht worden sind.

1955-1957 wurde die neue Pfarrkirche Unserer Lieben Frauen, an die Südseite der alten Pfarrkirche St. Leodegar anschließend, erstellt. Ursprünglich sollte Letztere zusammen mit dem Neubau genutzt werden, dazu kam es aber nicht, weil sich der Neubau als groß genug herausgestellt hatte. Als man Teile der alten Orgel für ein Interimsinstrument in der neuen Kirche verwenden wollte, erwiesen sich diese als ungeignet. Die alte Kirche wurde verschlossen und über 35 Jahre nicht mehr benutzt; das nördliche, straßenseitige Seitenschiff wurde im Winter 1977/78 abgebrochen.

Für die neue Pfarrkirche Unserer Lieben Frauen wurde 1965 unmittelbar nach der Begleichung der aus dem Kirchbau resultierenden Schulden eine Stockmann-Orgel bestellt, die 1967 geliefert wurde. Sie wurde auf einer Empore positioniert, die das 1875 erbaute, noch in drei Jochen erhaltene südliche Seitenschiff der Alten Pfarrkirche überbaut.

Die alte Clewing-Klais-Orgel, deren Holzteile angeblich stark wurmstichig waren, wurde später hingegen aufgegeben und entsorgt. Es sind heute nur noch wenige Teile des neogotischen Prospektes vorhanden, die in der neuen Pfarrkirche Unserer Lieben Frauen als Umrandungen / Rahmen für neu beschaffte neogotische Heiligenfiguren bzw. als Bekrönung für eine Muttergottesstatue dienen.

Untypisch für die Dispositionsweise von Clewings Orgeln (vgl. den Beitrag von Gottfried Rehm „Der Orgelbauer Fritz Clewing und sein Werk“, in: Acta Organologica Bd. 13 (1979) S. 219 ff) vergleichbarer Größe erscheint in der lt. dem Orgelmeldebogen 1944 wiedergegebenen Disposition

a) das Fehlen der sonst grundsätzlich vorhandenen Traversflöte 4' im zweiten Manual;

b) das Disponieren eines sonst von ihm fast nie gelieferten 4'-Streicherregisters (Violine), neben dem 1909 von Klais noch ein weiterer 4'-Streicher eingebaut wurde (Aeoline bzw. Salicional, s.o.);

c) das Fehlen einer bei den anderen 1979 bekannten Clewing-Orgeln immer vorhandenen (weiten Holz-)Flöte 4' im ersten Manual, stattdessen ist ein Kleingedackt 4' vorhanden;

d) eine Trompete 8' im ersten Manual (diese ist nur bei einer der 1979 bekannten Clewing-Orgeln vorhanden gewesen) und

e) die Voix celeste im zweiten Manualwerk (Schweberegister finden sich nicht in den 1979 bekannten Dispositionen von Clewing-Orgeln; vgl. auch die Nennung des Registers im Meldebogen 1944 nach den 4'-Registern).

Zumindest ein Teil der Änderungen könnten also eventuell den Arbeiten durch Breidenfeld im Jahr 1898 entstammen, da neben der Tätigkeit von Klais 1909 keine weiteren größeren Maßnahmen an dem Instrument bekannt sind.

Umbauten: 1898 Gebr. Breidenfeld, Trier; 1909, Johannes Klais, Bonn
Gehäuse: Neogotisch, zweiteilig; der Prospekt ließ das Westfenster der Empore frei
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 18
Manuale: C - f3
Pedal: C - c1
Spielhilfen, Koppeln: Normalkoppeln



Clewing-Klais-Orgel (1885/1898/1909, nicht erhalten, Zustand 1944)

Hauptmanual (I) Nebenmanual (II) Pedalwerk
Bordun 16'

Principal 8'

Gamba 8'[1]

Hohlflöte 8'

Oktave 4'

Kleingedackt 4'

Violine 4'

Oktave 2'

Mixtur 22/3'

Trompete 8'[2]

Geigenprincipal 8'

Gedackt 8'

Aeoline 8' (4'?)[3]

Salicional 4' (8'?)[4]

Voix celeste 8'

Subbaß 16'

Oktavbaß 8'

Cello 8'[5]

Anmerkungen

  1. 12 Pfeifen (tiefe Oktave?) von Klais 1909 erneuert
  2. von Klais 1909 überarbeitet, neue Zungen und Krücken
  3. Klais 1909, in der Lieferung als 4' bezeichnet, im Orgelmeldebogen von 1944 als 8' (möglicherweise Schreibfehler?)
  4. 1944 im Orgelmeldebogen als 4' aufgeführt, möglicherweise war das Register aber ein 8'? Zwei 4'-Streicher erscheinen sehr unwahrscheinlich.
  5. Klais 1909


Bibliographie

Anmerkungen: Martin Schmitz, 2015-2019
Literatur: Orgelmeldebogen vom 9. Juni 1944, Bistumsarchiv Trier

Bösken / Fischer / Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins, Bd. 4/2, S. 957 (fehlerhafter Artikel über die Mayer-Orgel in St. Leodegar, der diese mit fehlerhafter Disposition der Schönecker Filialkirche St. Antonius („Burgkapelle“), die niemals eine Orgel besaß, zuordnete) bzw. S. 1213f.

Rehm, Gottfried: „Der Orgelbauer Fritz Clewing und sein Werk“, in: Acta Organologica Bd. 13 (1979) S. 219ff.

Bistumsarchiv Trier: Diverse Archivalien aus dem Bestand des Schönecken-Wetteldorfer Pfarrarchiv

Schmitz, Martin: Kleiner Kirchenführer durch St. Leodegar und Unserer Lieben Frauen, Schönecken 2005, online auf der Homepage "Kirchenklänge für St. Leodegar" (http://kirchenklaenge-st-leodegar.de)

Thömmes, Matthias: Orgeln in Rheinland-Pfalz, S. 218

Hodick, Johannes Klais: Ein rheinischer Orgelbauer und sein Schaffen, München, 2001, Band 2, Seite 308 (Hinweis auf die Eintragung in einer Werbeliste der Firma Klais)