Ilmenau, St. Jakobus

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Prospekt der Walckerorgel
Spieltisch
Detail
Alternativer Name: Walckerorgel
Orgelbauer: Orgelbaufirma E.F. Walcker & Cie, opus 1609
Baujahr: 1911
Geschichte der Orgel: Die Geschichte der Walckerorgel zusammengetragen von Hans-Jürgen Freitag:

"1911 – Am 25. Juni wird die neue Orgel der Firma E. F. Walcker aus Ludwigsburg (opus 1609) geweiht. Vorausgegangen waren aufwändige Planungen besonders die Auswahl der Firma, die Klanggestalt (mehrere Orgelreisen Schmucks) und die Finanzierung betreffend. Die Kirchgemeinde allein war nicht in der Lage das Instrument zu finanzieren; der größte Teil der Kosten wurde von Ilmenauer Bürgern aufgebracht. Hauptinitiator und Motor des aufwändigen Neubaus ist der Organist Edwin Schmuck.

1917 – Nachdem im März, trotz massiven Einspuchs von Organist Schmuck, beschlossen worden war die Zinnpfeifen des Orgelprospektes abzugeben (Kaiserlicher Erlass zum Gewinnen von Kriegsmaterial), werden die Pfeifen im September ausgebaut (Vergütung mit 2.996 Mark), zusammengetreten, in einem Schuppen bis nach Kriegsende gelagert und dann wohl vergessen. Die leeren Pfeifenfelder im Prospekt werden mit Krepp- Papier verhüllt.

um 1930 – Einbau neuer Prospektpfeifen aus Zink durch die Firma Walcker. Gleichzeitig erfolgt ein Ausreinigen, Nachintonieren und Stimmen. Pläne, die Orgel um ein Fernwerk im Altarraum zu ergänzen, werden nicht verwirklicht.

nach 1940 – die Einführungstritte werden funktionslos geschaltet.

1950 – Einbau eines Tremulanten für das III. Manual durch die Orgelbaufirma Laubs aus Erfurt/ Gispersleben.

1957 – Der damalige Organist Klaus-Ekkehard Ibe initiiert eine erste „Barockisierung“ der Orgel. Aus der Viola 8’ im III. Manual wird Ital. Prinzipal 1’ (neu gebaut), das Violoncello 8’ des Pedals wird zum Flötenbass 2’. Pfeifen werden umgestellt. Die Arbeiten führt wieder die Firma Laubs aus.

1961 – Generalüberholung duch die Firma Sauer aus Frankfurt (Oder). Dem durch die zweite Orgelbewegung geprägten veränderten Zeitgeschmack folgend werden insgesamt 8 Register verändert oder neu gebaut. Das Instrument wird ausgereinigt, gestimmt, nachintoniert und technisch überholt. Ein neu gebauter Spieltisch der Firma Sauer funktioniert nach völlig anderen Prinzipien als das Originalsystem von Walcker.

bis 1991 – Infolge fehlender finanzieller Mittel zur angemessenen Orgelpflege in der damaligen DDR stellen sich im Laufe der Zeit immer stärkere Mängel ein. Zwar wird schon 1986 durch ein Gutachten der Firma Schuke/Potsdam auf die Denkmalwürdigkeit des Instrumentes hingewiesen, doch braucht es noch einmal 7 Jahre und den gesellschaftlichen Umbruch in Deutschland bis zur schließlichen Orgelrenovierung. Im Sommer 1991 findet eine erste Orgelbesichtigung durch Christian Scheffler und den Intonateur Matthias Ullmann statt. Der Zustand der Orgel ist erschreckend. Anfang Dezember kommt es zum Vertragsabschluss mit der jungen Firma Christian Scheffler aus Sieversdorf bei Frankfurt (Oder).

1993 – Ende Oktober Abschluss der im Februar 1992 begonnenen Restaurierungsarbeiten durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler. Die Wiedereinweihung wird am ersten Advent gefeiert. Das Instrument wird weitgehend auf den Stand von 1911 zurückgeführt. Der von der Firma Heuss (Lich/Hessen) neu gestaltete Spieltisch ist dem ersten Spieltisch von Walcker im Wesentlichen nachempfunden. Neben den Orgelbauern ist besonders dem damals neu gegründeten Orgelverein und dem Kirchenmusiker Steffen Rieche zu danken. Durch ihr großes Engagement (und auch durch das vieler nicht namentlich Genannter) ist die mustergültige Wiederbelebung dieser bedeutenden Stimme in der mitteldeutschen Orgellandschaft aufs Beste gelungen.

Seit 1993 – klingt die Orgel wieder in Gottesdienst und Konzert. Weit über Ilmenau hinaus findet das Instrument Beachtung. Bisher wurden sieben CDs eingespielt. Viele Gastorganisten kommen immer wieder, weil die Orgel so schön ist. Immer wieder aber kostet die Wartung und Pflege des Instruments auch Mühe, Beharrlichkeit und Geld. Als nächste größere Arbeit steht wieder eine Ausreinigung an. Auch die wird nur durch finanzielle Hilfe von Außen zu bewerkstelligen sein. Aber das ist eine andere Geschichte."

Umbauten: 1993: Renovierung durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler (Sieversdorf, Frankfurt (Oder) - weitgehende Wiederherstellung des Zustandes von 1911, Rekonstruktion des Spieltischs
Gehäuse: 1857 erbaut durch Tischlermeister Friedrich Fleischhack (Ilmenau)
Stimmtonhöhe: a' = 435 Hz
Temperatur (Stimmung): gleichstufig
Windladen: Taschen- und Kegelladen
Spieltraktur: elektropneumatisch
Registertraktur: elektropneumatisch
Registeranzahl: 65 (mit insgesamt 4342 Pfeifen)
Manuale: 3, C-a'''
Pedal: C-f'
Spielhilfen, Koppeln: - Koppeln II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P als Tritt und Drücker

- Koppelauslöser, Generalkoppel als Tritt, Oktavkoppeln "an" als Tritt, Leerlaufkoppel fürs I. Manual, Superoktavkoppel im Pedal

- Suboktavkoppel II/I, III/I, Superoktavkoppel II/I, III/I jew. ausgebaut

- Vier freie Kombinationen mit Auslöser fürs I., II., III. Manual, Pedal und ganze Werk

- Kollektivzug für Tutti als Tritt und Drücker, doppeltwirkend

- Einführung der Zungen und Mixturen für I., II., III. Manual, Pedal und ganzes Werk mit Auslöser

- Ein automatisches Pianopedal fürs II. und III. Manual, frei einstellbar

- Elf Auslöser der Koppeln aus dem Crescendo

- Generalcrescendo und Decrescendo als Walze und Hebel, samt Zeiger, die jeweils gezogene Registerzahl andeutend

- 16' ab, Zungen ab, Handregister ab, Crescendo ab

- Schwelltritt zum Schwellkasten fürs III. Manual mit Anzeiger, mechanisch

- Windzeiger

- 348 Zugknöpfe zum Einstellen der freien Kombinationen und 78 Registerplatten zur Handregistratur mit 8 Gruppenabstellern



Die Orgel in St. Jakobus Ilmenau
Empore


Disposition

Hauptwerk (I) Positiv (II) Schwellwerk (III) Pedal
Principal 16'

Bordun 16'

Principal 8'

Doppelflöte 8'

Gedackt 8'

Gambe 8'

Gemshorn 8'

Dolce 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Gemshorn 4'

Quinte 22/3'

Octave 2'

Cornett III-V 8'

Mixtur V 22/3'

Scharff IV 11/3'

Trompete 8'

Cor anglais 4'

Quintatön 16'

Principal 8'

Rohrflöte 8'

Flauto amabilé 8'

Quintatön 8'

Salicional 8'

Principal 4'

Flauto traverso 4'

Quinte 222/3'

Piccolo 2'

Mixtur IV 22/3'

Clarinette 8'

Glockenspiel

Lieblich Gedackt 16'

Geigenprincipal 8'

Lieblich Gedackt 8'

Konzertflöte 8'

Viola 8'

Aeoline 8'

Voix céleste 8'

Flûte octaviante 4'

Fugara 4'

Flautino 2'

Sesquialtera II 22/3' + 13/5'

Cymbel III 1'

Basson 16'

Trompête harmonique 8'

Oboe 8'

Clairon 4'


Tremulant

Principalbass 16'

Violonbass 16'

Subbass 16'

Bordun 16' [Anm. 1]

Harmonikabass 16'

Quintbass 102/3'

Oktavbass 8'

Violon 8'

Bordun 8'

Violoncello 8' [Anm. 1]

Zartbass 8' [Anm. 1]

Principal 4'

Cornettbass V

Bombarde 32'[Anm. 2]

Posaune 16'

Basson 16' [Anm. 1]

Trompete 8'

Clairon 4' [Anm. 1]


Anmerkungen
  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Transmission
  2. C-H, restliche Pfeifen Suboktavkoppel Posaune 16'



Bibliographie

Discographie: - Franz Lachner (1803-1890) : Complete Organ Works / Rudolf Innig. - Dabringhaus & Grimm MDG 317 1487-2 (CD). - 2008

- Romantische Orgeln 4: Widor, Liszt, Reger, Guilmant / Martin Rost. - Thorofon CTH 2247 (CD). - 1995

Weblinks: - Festival 100 Jahre Ilmenauer Walcker Orgel 1911-2011

- Festschrift zur Orgelweihe 1911 - sehr ausführlich, mit allen Dispositionen bisheriger Orgeln in St. Jakobus Ilmenau

- Wikipedia-Artikel zur Kirche St. Jakobus Ilmenau

- Ilmenauer Messiaen Festival 2008 - Aufführung des gesamten Orgelwerkes zum 100. Geburtstag Olivier Messiaens

- Webseite der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde St. Jakobus Ilmenau

- Beschreibung auf orgbase.nl